Die EU-Kommunalabwasserrichtlinie soll Ende des Jahres final verabschiedet werden und sieht den stufenweisen Ausbau von Kläranlagen mit einer Viertbehandlung zur Reduzierung von Spurenstoffen vor. Dies betrifft bis 2045 alle Anlagen mit einer Ausbaugröße von mehr als 150.000 Einwohnern (156 Anlagen) und alle Gemeinden zwischen 10.000 und 150.000 Einwohnern in noch zu definierenden Risikogebieten (voraussichtlich 518 Anlagen). Damit sind in Deutschland insgesamt circa 647 Anlagen von der Ausbaupflicht adressiert.
An den damit verbundenen Kosten müssen sich erstmals Hersteller von Arznei- und Körperpflegeprodukten als Verursacher mit mindestens 80 Prozent der Ausbau- und Betriebskosten beteiligen. Die Herstellerverantwortung kann die Abwasserkundinnen und -kunden finanziell entlasten und Anreize schaffen, damit Hersteller vermehrt auf gewässerschonende Produkte setzen. Die Vertreter der von der Herstellerverantwortung betroffenen Pharma- und Kosmetikunternehmen argumentieren mit Kosten im deutlich zweistelligen Milliardenbereich und dadurch mit einer Vervielfachung bestimmter Medikamentenkosten und wollen so noch entscheidende Änderungen an der Richtlinie bewirken. Die nun veröffentlichte Studie, die der VKU in Zusammenarbeit mit Fichtner Management erarbeitet hat, liefert eine fundierte Grundlage um die Kosten unter Berücksichtigung der verbleibenden Unbekannten realistisch prognostizieren zu können.
Laut der Studie ist durch die vorgesehene stufenweise Ausrüstung der Anlagen mit jährlichen Ausgaben zu rechnen, die moderat beginnen und bis 2046 kontinuierlich auf 864 Millionen Euro pro Jahr ansteigen. Insgesamt werden durch Ausbau und Betrieb der zusätzlichen Reinigungsstufen bis 2045 Kosten in Höhe von knapp 9 Milliarden Euro anfallen. Ab dem im Jahr 2045 erreichten Zielausbau fallen für die vierte Reinigungsstufe weiterhin die jährlichen Lebenszeitkosten an. Darüber hinaus entstehen voraussichtlich für die ersten Anlagen Reinvestitionskosten.
Die mit der Umsetzung für die Anlagenbetreiber verbundenen Investitionen, Betriebs- und Finanzierungskosten wurden mit Hilfe eines Finanzmodells unter Betrachtung der relevanten Kostengrößen ermittelt. Dabei werden durch die Studie auch verschiedene Ansätze zur Kostenverteilung im Zeitverlauf beleuchtet.