Trittsicher

Regionalkonferenz in Wismar: Mobilität im Alter betrifft uns alle

Zu Beginn betonte Beyer die Notwendigkeit, sich um die Bedürfnisse älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu kümmern. In der Hansestadt Wismar wurde hierfür ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept mit dem Ziel aufgestellt, die Bevölkerungsentwicklung regelmäßig zu monitoren. Nicht zuletzt aus diesem Vorgehen resultierte die Erkenntnis, dass die Menschen in Wismar kontinuierlich altern. Um der Gruppe dennoch bestmögliche Unterstützung für ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, wurde ein City-Planer für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer sowie andere mobilitätseingeschränkte Gruppen eingerichtet. Die Seniorenbeiräte auf Kommunen- und Landkreisebene seien darüber hinaus beratend aktiv. Möglichst lange in Bewegung zu bleiben, zähle zu den wichtigsten Themen für alle Altersgruppen, so Beyer. Mithilfe einer Sportentwicklungsplanung erlangte die Stadtverwaltung die Erkenntnis, dass 77 Prozent der Bürgerinnen und Bürger regelmäßig Sport treiben. Rund 2/3 trainieren ohne institutionelle Anbindung, z.B. in einem Sportverein. Die aktivste Gruppe sei dabei die der Frauen in allen Altersklassen.

Andreas Wellmann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des StGT M-V, schloss sich den Worten des Bürgermeisters an. Während Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 1990 noch das „jüngste“ Bundesland war, stieg die Zahl der Menschen über 75 Jahren seitdem von 90.000 auf mittlerweile fast 200.000 an. Seniorinnen und Senioren stellten insofern einen wesentlichen Bestandteil der Bevölkerung dar und seien somit von besonderer Bedeutung für die Struktur der Städte und Gemeinden. Wellmann unterstrich zudem die Rolle des Städte- und Gemeindetages, der das Projekt gerne unterstütze und in die Kommunen des Bundeslandes trage.

Im anschließenden Impulsvortrag mit dem Titel „Anpassungsbedarf für eine Gesellschaft in Wandel“ wandte sich Ines Scheufler, Koordinatorin für Gesundheitsförderung und Prävention beim Landkreis Nordwestmecklenburg, ebenfalls den Statistiken zu: Laut den Erhebungen des statistischen Bundesamtes sei derzeit jede fünfte Person im Bundesgebiet älter als 66 Jahre und auch der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern steige kontinuierlich. Das Durchschnittsalter im Land betrage 47,8 Jahre und mache M-V damit zum drittältesten Bundesland. Zu den Gründen für diese Entwicklung zählten neben medizinischem Fortschritt auch die Verbesserung von Hygiene, Ernährung, Wohn- und Arbeitsbedingungen -allesamt positive Errungenschaften.

Im Landkreis Nordwestmecklenburg wachse der Anteil der älteren Bevölkerung ebenfalls kontinuierlich und stelle somit eine gute Zielgruppe für Projekte und Ideen dar. Aufgrund der Heterogenität dieser Gruppe seien passgenaue Angebote notwendig, so Scheufler, die daher klar für eine Angebotsvielfalt und die Erprobung verschiedener Projekte plädierte.

Zur thematischen Abrundung der Veranstaltung diskutierten Karin Lechner (Seniorenbeirat Hansestadt Wismar), Veronika Fischer (Studienzentrum SVLFG) und Andreas Wellmann gemeinsam mit dem Publikum. Der Seniorenbeirat der Hansestadt agiere bereits seit 30 Jahren erfolgreich und stehe in gutem und engem Kontakt zu Vereinen und Verbänden in und um Wismar sowie dem Landkreis Nordwestmecklenburg, so Lechner. Diese Vernetzung könnte helfen, ein Programm wie „Trittsicher in die Zukunft“ in die Breite zu tragen. Da die Seniorinnen und Senioren in der Region oftmals bereits in

verschiedenen Verbünden zusammengeschlossen seien, biete es sich an, für die Etablierung von Kursen feste Gruppen anzusprechen, empfahl Lechner.

Andreas Wellmann betonte die Demografie als eine der größten Zukunftsherausforderungen für Kommunen. Gleichzeitig appellierte er an die Eigenverantwortung aller Menschen, die eigene Gesundheit betreffend und hob, wie seine Vorrednerin, den Wert von guten Netzwerken und Anlaufpunkten im Alter hervor. Der Einsamkeit könne damit am effektivsten vorgebeugt und die Gesundheit gefördert werden. Demografie habe jedoch auch eine(infra-)strukturelle Dimension. Neben Stadt- und Verkehrsplanung zähle dazu ärztliche Versorgung und auch das Vorhandensein von öffentlichem Nahverkehr, so Wellmann. Zwar seien mit vergünstigen Ticketpreisen für Ältere und der Einsetzung eines Rufbus-Systems bereits wichtige Schritte gegangen worden. Dennoch gebe es im Kreisverband Nordwestmecklenburg Ortschaften, die über keine Bus- oder Bahnanbindung verfügten, betonte der Geschäftsführer. Veronika Fischer berichtete aus der bisherigen Kurspraxis von Fahrtwegen bis zu 15 Minuten zwischen Wohn- und Kursort. Das Studienzentrum habe dabei die Möglichkeit, bei der Zuteilung der Trainingsgruppen beispielsweise auf bestehende Fahrgemeinschaften Rücksicht zu nehmen.

Zentral war wiederkehrend die Frage, ob der Einsatz von digitalen Endgeräten für die Zielgruppe der Menschen ab 65 Jahren als Herausforderung anzusehen sei. Veronika Fischer berichtete dazu, dass in allen bislang laufenden Trittsicher-Bewegungskursen mit Tablet-Unterstützung die Zustimmung zur Nutzung der Geräte hoch sei. Selbst für weniger digital-affine Personen stelle die Benutzung der simpel strukturierten Trittsicher-Bewegungsapp nur in Einzelfällen eine größere Herausforderung dar, so Fischer. Die Kursleitungen seien darüber hinaus speziell auf die Einführung in die Benutzung des Tablets geschult. Zudem existiere ein technischer Support, der per Telefon erreichbar sei und alle Fragen beantworte sowie bei der Beseitigung von Stolpersteinen unterstütze, erklärte Fischer.

Insgesamt war die Zustimmung zum Programm seitens des anwesenden Publikums durchweg hoch. Neue Programme würden begrüßt, wenngleich die zunächst verpflichtende Teilnahme an der wissenschaftlichen Begleitstudie kritisiert wurde. Andreas Wellmann und Veronika Fischer erklärten hierzu, dass die vorangestellte Studie und hohe Qualifikation von Kursleitungen die Voraussetzung für eine Aufnahme des Programms in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen darstelle. Die Ergebnisse aus der Studie hätten außerdem das Potential, gegenüber politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern mögliche Defizite in den Regionen aufzuzeigen, wie etwa ausbaufähigen ÖPNV oder unzureichende Netzabdeckung für die Mobilfunkversorgung.

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