Die Veranstaltung wurde von Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine eröffnet, der das vergleichsweise junge Durchschnittsalter seiner Bürger:innen von circa 45 Jahren hervorhob. Im Vergleich dazu liegt der Altersdurchschnitt im Land Thüringen bei knapp 48 Jahren, womit Weimar zu den jüngeren Städten Thüringens zählt. Gleichzeitig steige allerdings die Anzahl der hochbetagten Menschen in der Stadt. Dies sei auch auf die guten städtischen Netzwerke zurückzuführen. So existiere in Weimar ein Senioren- und Behindertenbeirat und darüber hinaus ein wertvolles und belastbares Netz an ehrenamtlich Engagierten, was Kleine lobend erwähnte.
Im Anschluss stellte Doreen Bauer, Leiterin des Amtes für Familie und Soziales der Stadt Weimar unter dem Titel „Anpassungsbedarf für eine Gesellschaft im Wandel“ die städtische Strategie zum angepassten Umgang mit allen Gesellschaftsteilen vor. Weimar ist dabei im Osten der Bundesrepublik nicht nur Vorreiter, sondern ein Unikum. So nutzt die Stadt als bislang einzige ostdeutsche Kommune das Fachkonzept der Sozialraumorientierung, um in erster Linie die Jugend- und Sozialhilfe umzustrukturieren.
Sozialraumorientierung entstand aus der Gemeinwesenarbeit und soll im Kern die Lebensbedingungen im Sinne der Menschen verändern. Das Konzept ist somit skalierbar auf alle Lebensphasen. Zwar wird mittels Sozialraumorientierung derzeit noch vorrangig die Jugend- und Eingliederungshilfe koordiniert und angepasst, jedoch eignet sich das Konzept ebenso für die Altenhilfe, zum Beispiel im Bereich der Pflegeplanung. Dabei wird weniger von außen, fürsorglich und bevormundend gehandelt, sondern vielmehr individueller Wille, Interessen und Ziele des Individuums fokussiert. Fragen wie „Wie willst du Leben/dein Leben gestalten“ und auch wie die Eigeninitiative der Menschen befördert werden kann, stehen im Mittelpunkt. Die Verwaltung tritt damit vielmehr in die Dienstleisterrolle und rückt von ihrer auferlegenden Position ab.
Hieraus können Potentiale aktiviert werden, die die Lebensqualität der Gesamtgesellschaft nachhaltig positiv beeinfluss können.
Am anschließenden moderierten Podiumsgespräch nahmen neben Vertreter:innen der SVLFG und des RBK ebenso der Oberbürgermeister der Stadt Weimar sowie der Gemeinschaftsvorsitzende der VG Heideland-Elstertal-Schkölen, Martin Bierbrauer, teil. Zu Beginn des Gespräches betonte Letzterer, dass man insbesondere für eine alternde Gesellschaft attraktive Lebensbedingungen schaffen müsse. Der zunehmende Ärztemangel, die Landflucht in die Städte und eine anwachsende Überalterung des ländlichen Raums machten dies nicht einfacher. Er plädierte für ein „Altern im Miteinander“. Peter Kleine unterstütze diese Aussage und fügte hinzu, dass es in Weimar bereits Strukturen, darunter eine Vielzahl an Seniorenbegegnungsstätten oder ehrenamtliche Seniorenbegleiter gebe, an die man „Trittsicher in die Zukunft“ angliedern könne.
Wie bereits in vorherigen Konferenzen, kam auch im Rahmen dieser Podiumsrunde die Frage auf, über welche Kanäle Seniorinnen und Senioren am effektivsten erreicht werden könnten. Von Seiten der Projektleitung wurde dem hinzugefügt, dass es noch keine einheitliche Lösung gebe und man hierbei auf die Mithilfe der Kommunen angewiesen sei. Da sich jede Stadt und Gemeinde in ihrer Arbeitsweise und Ansprache der Bürgerinnen und Bürger unterscheidet, wird die Akquise der Kursteilnehmenden voraussichtlich in den unterstützenden Kommunen unterschiedlich verlaufen. Martin Bierbrauer und Peter Kleine fügten hinzu, dass an dieser Stelle der interkommunale Austausch ebenso helfen könne sowie das Bilden oder Nutzen von bereits bestehenden Netzwerken.
Die Ergänzung des Halbsatzes „Trittsicher in die Zukunft ist für mich in fünf Jahren…“ komplettierte das Podiumsgespräch der Regionalkonferenz in Weimar. Martin Bierbrauer war sich sicher, dass bis dahin fünf bis sieben Prozent der Zielgruppe sich körperlich betätigen. Carolin Lorenzer (SVLFG) und Benjamin Finger (RBK) unterstützen dies und erhoffen sich in fünf Jahren von interessierten Kursteilnehmenden selbst angeschrieben zu werden. Bis dahin seien große Netzwerke geschaffen worden, in denen man sich austauschen könne.