In seinem eröffnenden Grußwort wies Oberbürgermeister Bastian Sieler zuerst darauf hin, dass Barrierefreiheit Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe sei. Er selbst verfolge für die Hansestadt die Prämisse "selbstbestimmt, so lange wie möglich". Ausreichende und abwechslungsreiche Bewegungsangebote seien unerlässlich, um Spaß und Freude an Bewegung bis ins hohe Alter aufrecht zu erhalten. Zu Beratung über ebensolche Angebote und als ‚Sprachrohr‘ der Älteren setze Stendal auf den eigenen Stadtseniorenrat, der als Gremium in Entscheidungsprozesse eingebunden wird. Auch im Rahmen von Bauvorhaben werde die Prüfung auf Barrierefreiheit seitens der Stadtverwaltung sehr ernst genommen, so Sieler. Insbesondere in historischen Stadtkernen treten Denkmalschutz und Vorgaben zur Barrierefreiheit oftmals als konkurrierende Themen in Erscheinung, der Stadtbesuch jedoch müsse uneingeschränkt für alle Menschen möglich sein und bleiben.
Marie-Christin Schoeffel, Referentin des Digital-Kompass, informierte die Anwesenden über das Projekt, das in erster Linie die digitalen Kompetenzen älterer Menschen stärken soll. Ihren Vortrag untermauerte sie mit aktuellen Studienergebnissen zur Digitalisierung der deutschen Bevölkerung. Mit steigendem Alter sinke zwar die Nutzung digitaler Techniken, dennoch sei sie insgesamt tendenziell steigend. Bis zum 69. Lebensjahr seien 95 Prozent der Bevölkerung online, ab 70 Jahren sind es noch 80 Prozent. Diese Zahlen erschienen zunächst erfreulich, dennoch fehle es oftmals an Kompetenzen, um beispielsweise Fehlinformationen zu erkennen. Hierbei können geschulte Ansprechpersonen unterstützen, die im direkten Dialog beim Ausgleich der Defizite behilflich sind. Darin liege unter dem Motto „Gemeinsam digitale Barrieren überwinden“ die Hauptaufgabe des Digital-Kompass. Zum Qualifizierungsprozess als Digital-Kompass-Treffpunkt, brauche es engagierte Personen vor Ort, die die Umsetzung leiten und begleiten. Auf die Interessensbekundung folge eine intensive Schulung und schließlich die Qualifizierung als Standort. Die Standorte könnten auf der Projekthomepage (www.digital-kompass.de) in Form einer interaktiven Karte eingesehen werden. Das Interesse an der Schulung sei mit über 100 Interessensbekundungen derzeit erfreulicherweise sehr hoch, betonte Schoeffel. Neben Workshops, Fachveranstaltungen und einem Podcast, würden für Interessierte außerdem umfassende Informationsmaterialien bereitgestellt.
Das abschließende Podiumsgespräch wurde neben Carolin Lorenzer (SVLFG, Projektleitung) und Daniel Schöne (RBK Stuttgart, Wissenschaftliche Leitung) von Norman Klebe, Bürgermeister der Stadt Arendsee, und Wolfgang Kruse, Mitglied des Stadtseniorenrats Stendal, besetzt. Klebe berichtete zunächst von der Arendseer Bevölkerungsstruktur, die sich zu über 37 Prozent aus Menschen Ü60 zusammensetze, Tendenz steigend. Lobend hob er dabei den Seniorenbeirat der Stadtverwaltung hervor, der regelmäßig „den Finger in die Wunde“ lege und die Verantwortlichen auf altersgerechten Stadtumbau aufmerksam mache. Auch Wolfgang Kruse berichtete in diesem Zusammenhang von den vielfältigen beratenden Tätigkeiten des gewählten Stendaler Stadtseniorenrates. Kruse und seine Amtskolleginnen und -kollegen fühlten sich von der Stadtverwaltung ernstgenommen und gut unterstützt in ihren Planungen von Angeboten für die ältere Bevölkerung.
Auf Rückfragen zum Programm „Trittsicher in die Zukunft“ gingen Carolin Lorenzer (SVLFG-Projektleitung) und Daniel Schöne (RBK-wissenschaftliche Leitung) intensiv ein. Zunächst wurden seitens des Plenums Bedenken hinsichtlich der Rekrutierung von Kursleiter:innen geäußert. Schöne verwies hierbei auf die gute Ausbildung in Form von Schulungen, die als Anreiz dienen könne. Diese sei außerdem nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden und eine faire, vergleichsweise hohe Entlohnung pro initiierten Kurs biete ebenfalls Anreize.
Lorenzer ergänzte, dass wo ein Wille meistens auch ein Weg sei und die innere Überzeugung vom Mehrwert des Programms oftmals den entscheidenden Ausschlag gebe. Sie wies außerdem auf die zentrale Rolle der Kommunen hin, die für das Studienzentrum ein wichtiges Verbindungsglied zu den Strukturen vor Ort seien. Bei der Suche von Kursleitenden stünden sowohl das Studienzentrum als auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund jederzeit unterstützend bereit.
Die Diskussion über mögliche Synergien, beispielsweise mit bestehenden Beratungsangeboten der Volkssolidarität, rundete die Podiumsrunde ab. Wichtig sei, so Lorenzer, letztlich nur ein Raum, in dem sich die Kursteilnehmenden (mindestens 6 pro Kurs) bewegen können. Dabei seien viele Möglichkeiten denkbar und die meisten sogar machbar, darunter Gaststätten oder Feuerwehrgebäude. Diese Flexibilität sei auch mit Blick auf die Mobilität in den ländlichen Räumen Sachsen-Anhalts entscheidend. Insbesondere in Flächengemeinden, wie etwa Arendsee, müsse sichergestellt werden, dass Kursteilnehmende auch zum Kursort gelangen. Individuelle Lösungen würden daher umso mehr benötigt: Wenn die Menschen nicht zum Kurs kommen könnten, komme der Kurs zu den Menschen.
Die Ergänzung des Halbsatzes „Trittsicher in die Zukunft ist für mich in fünf Jahren…“ komplettierte das Podiumsgespräch der Regionalkonferenz in Stendal. Norman Klebe war sich sicher, dass „Trittsicher“ in den Städten und Gemeinden „Fuß gefasst haben wird“. Carolin Lorenzer und Daniel Schöne unterstützen dies und erhoffen sich eine Erfolgsgeschichte und ein mögliches Nachfolgeprojekt.