Auf Basis einer repräsentativen Stichprobe mit 692 Städten hat das BBSR mit landesweiten Bauland- und Innenentwicklungspotenzialen eine fundierte Datengrundlage für regionalisierte differenzierte Analysen geschaffen. Erhoben wurden Innenentwicklungspotenziale und weitere baureife Baulandreserven mit gesicherter Erschließung. Zugleich schätzten sie ab, wie viele Wohneinheiten darauf entstehen könnten. Ebenso ermittelten sie Baulandpotenziale, die langfristig zu erschließen sind. Fallstudien ergänzten die Umfrage.
Folgende wesentliche Ergebnisse lassen sich ableiten:
- Die Studie beziffert die baureifen, potentiell bebaubaren Flächen in den Städten und Gemeinden auf mindestens 99.000 Hektar.
- Zwei Drittel sind durch die kommunale Planung für das Wohnen vorgesehen.
- Darauf lassen sich zwischen 900.000 und rund zwei Millionen Wohnungen realisieren, bei dichterer Bebauung bis zu vier Millionen.
- Sowohl in den Ballungsräumen als auch in ländlichen Gebieten gibt es erhebliche Flächenpotenziale für den Wohnungsbau.
- Immer mehr Kommunen erfassen systematisch ihre potentiell bebaubaren Flächen wie Brachflächen und Baulücken – eine wichtige Informationsgrundlage für die kommunale Baulandpolitik.
Aus überörtlicher Perspektive gibt es laut Studie insgesamt in allen Teilräumen Baulandpotenziale, auch in Wachstumsräumen. Voraussetzung sei es, Baulandreserven für den Wohnungsbau rasch zu aktivieren. Ziel müsse sein, dass die daraus folgende Verdichtung zu ausgewogenen Ergebnissen führt. Dabei müsse auch eine Anpassung unserer Städte an den Klimawandel und die Lebensqualität in dicht besiedelten Gebieten gefördert werden. In diesem Kontext wird die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Flächenmonitorings hervorgehoben.
Anmerkung des DStGB
Bezahlbares Bauen und Wohnen sind ein zentrales Themenfeld für Städte und Gemeinden. In der vergangenen Legislaturperiode wurden 1,1 Millionen Wohnungen innerhalb Deutschlands gebaut. Um den weiterhin hohen Bedarf an neuen Wohnungen zu decken und die Zielsetzung der neuen Bundesregierung von jährlich 400.000 Wohnungen zu erreichen, bedarf es zwingend ausreichender Potentiale an Bauland. Zugleich gilt es Flächenneuinanspruchnahme insgesamt zu begrenzen, um die endliche Ressource Fläche nicht überzustrapazieren. Es gilt also den Potenzialbegriff ein Stück weit neu zu denken. Das Potenzial ist weit größer, wenn nicht die herkömmlichen Bebauungsdichten entscheidend sind, sondern u.a. eine dichtere, teilweise auch höhere Bebauung, intelligente Mehrfachnutzungen, ein Abbau von Leerstand und nicht zuletzt eine Nachverdichtung im Bestand bedacht werden.
Erfreulich ist, dass die Studie das Vorhandensein ausreichender Innenentwicklungs- und weiteren Baulandpotenziale in relevanter Größenordnung bestätigt. Deutlich werden dabei die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der Innenentwicklung. Auch der Umgang mit dem bereits heute bestehenden Leerstand an Wohnungen wird aufgegriffen. Neben einem Monitoring gilt es hier aktive Lösungen anzubieten. Hier gilt es strukturschwache ländliche Regionen zu stärken und damit gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen. Teil dessen ist eine flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigen Breitbandnetzen und Mobilfunkversorgung, sowie der weitere Ausbau und eine Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere im Schienenbereich.
Auch die Entwicklung von Flächenmanagement-Systemen ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Hier zeigt sich jedoch auch Handlungsbedarf, damit zeitnah in allen 16 Bundesländern Städten und Gemeinden entsprechende praxistaugliche Datenbanksysteme zur Verfügung gestellt werden. Nur so können Kommunen ihre Flächenerfassung systematisch und effektiv fortentwickeln.
Die Studie hebt zutreffend die Notwendigkeit und Möglichkeiten der doppelten Innenentwicklung hervor. Denn neben der Schaffung von Wohnraum gilt es auch Potenziale für Grün und Freiräume zu erhalten bzw. neu zu schaffen. Das ist aus Sicht des Klimaschutzes und der Klimaanpassung sowie der Lebensqualität dringend erforderlich.