Zusammenfassung Forum III - Fahrradmobilität als Wirtschaftsfaktor

Zusammenfassung Forum III - Fahrradmobilität als Wirtschaftsfaktor

Bürgermeister Christoph Gerwers, Stadt Rees. Foto: Ralph Meißner

Das Forum hat sich auf drei Aspekte wirtschaftlicher Auswirkungen der Fahrradförderung und Fahrradnutzung beschränkt. 

I.1 Fahrrad und Tourismus

Städte können ihr touristisches Angebot und Erscheinungsbild noch weiter verbessern, indem sie es für Fahrradfahrer attraktiver machen. Dabei sind Radfahrer zunächst nicht anders als alle anderen Gäste zu behandeln. Sie legen ebenso Wert auf ein breites Angebot touristischer Leistungen, wie alle anderen auch. Einkaufen, kulturelle Angebote und Erholungsangebote gehören zusammen und sollten durch kurze Wege miteinander verbunden sein. Alle Angebote sollten ständig weitere entwickelt und auf die Nachfrage angepasst werden (z.B. Öffnungszeiten des Einzelhandels, der Tourismusinformation).

Die Infrastruktur und das Erscheinungsbild sollten an den Erwartungen der Kunden orientiert werden. Wege müssen gepflegt und eine klare Wegweisung vorhanden sein. Sehr hilfreich ist eine eindeutige und konsequente Entscheidung der Städte über das Erscheinungsbild des Verkehrs. In touristischen Gebieten ist ein ganzheitlich langsamer Verkehr (auch der motorisierte Verkehr) von Vorteil.

Das Erscheinungsbild und die Wertschätzung des touristischen und Rad fahrenden Gastes wird gehoben, wenn die Verwaltung und die kommunalen Repräsentanten durch ihr Vorbild die politischen Entscheidungen leben. Rad fahrender Bürgermeister und Gemeinderäte sind glaubwürdiger als Broschüren.

Touristische Rad(fern)wege sollten in jedem Falle qualitätvoll ausgebaut werden. Kompromisse schlagen nur negativ zurück. Sie zeigen keinen z.B. finanziellen Mangel an, sondern geringe Wertschätzung. Radwegebau lohnt sich im Tourismus auch finanziell. In Brandenburg trägt der Radreisetourismus zu 25% touristischen Umsatzes bei. Das Einnahme-Kosten-Verhältnis bei dem gut angenommenen Oder-Neiße-Radweg ist selbst unter zurückhaltenden Annahmen positiv und beträgt zwischen 3,1 : 1 und 6,9 : 1. Von großer Bedeutung für die positive Wirkung von Radwegen für den Tourismus ist, dass die Radwege ein Netz ergeben. Besonders sog. Lückenschlüsse von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Sie können den Mehrwert großer Investitionen realisieren, oder ungenutzt lassen, wenn die Radurlauber Touren wegen kleiner Lücken nicht annehmen.

Derartige Informationen können durch die Überprüfung der Wirkung, durch Verkehrs- und Gästezählungen erhoben werden. Evaluation produziert praktisches Wissen, das zur Verbesserung des Angebotes und damit des wirtschaftlichen und verkehrlichen Mehrwertes erforderlich ist.

I.2 Fahrrad im Mobilitätsverbund

Das Fahrrad eignet sich im Alltag ideal für kurze Distanzen. Es kann darüber hinaus auch sehr gut Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs ergänzen. Besonders wo der ÖPNV eine starre Infrastruktur wie z.B. Schienen hat, oder im Angebot (z.B. zeitlich) begrenzt ist, kann das Fahrrad als Kombination zur Verbesserung des ÖPNV beitragen. Fahrradverleihsysteme, aber auch Fahrradabstellanlagen an Haltestellen steigern die Qualität des ÖPNV. Erfahrungen aus Mainz zeigen, dass Verkehrsunternehmen die ÖPNV und Fahrradnutzung anbieten, keineswegs Kunden verlieren („Kannibalisierung“), sondern als Mobilitätsanbieter wahrgenommen werden und Kunden gewinnen. Ein derart ausgeweitetes Angebot ist zudem ein wichtiges Instrument für den Kundenkontakt. Die Kommunikation wird verbessert, wenn das Unternehmen die Vorlieben ihrer Kunden kennt und kann das Angebot entsprechend anpassen.

v.l.n.r.: Carsten Hansen, DStGB, Uwe Hiltmann, Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH, Dirk Wetzel, Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, Dr. Wolfgang Haensch, CIMA Köln. Foto: Ralph Meißner

I.3 Fahrrad und Einzelhandel

Radfahrer spielen als Kunden auch eine wichtige Rolle im Einzelhandel. Das wird deutlich, wenn die Segmente des Einzelhandels betrachtet werden. Bei den Waren für den täglichen Bedarf sind die Umsatzanteile der Rad fahrenden Kunden ebenso hoch, wie die der Auto fahrenden Kunden. Wichtig ist für Radler die räumliche Nähe des Handels. Im Nahbereich kommen 12% der Kunden mit dem Rad in die Geschäfte. Diese Zahl ist bedeutsam, denn im Einzelhandel gelten 10% Umsatzeinbußen als Existenz bedrohend. Daher sind Wertschätzung und Serviceangebote für Radler (z.B. direkte Ansprache, überdachte und gut nutzbare Abstellanlagen, kurze Wege) Investitionen in die Zukunft. Wie überall im Handel gilt auch hier, dass das Klima den entscheidenden Kaufimpuls geben kann.

Städte und Gemeinden können dazu beitragen, den Handel zu sensibilisieren und durch Informationen oder Infrastrukturmaßnahmen (z.B. in Fußgängerzonen oder verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen, Wochenmärkten etc.) zu unterstützen.

II Ergebniszusammenfassung

Um wirtschaftliche Vorteile des Radfahrens in der Radverkehrsförderung zu heben, sollten die folgenden fünf Stichworte mit Maßnahmen hinterlegt werden:

  • Wertschätzung der Radfahrer als Partner im Verkehrsgeschehen und als Kunden zeigen. Das Konsumklima ist entscheidend und kann beeinflusst werden.
  • Qualität der Infrastruktur, der Serviceangebote und der Informationen bewirkt ein stimmiges Bild und schafft gute Bedingungen für die Fahrradnutzung.
  • Evaluierung schafft Wissen und damit die Grundlage der Radverkehrsförderung. Wie viele Radler es gibt, welche Bedingungen sie vorfinden und was sie brauchen, wissen die Radler am besten – und sie teilen dieses Wissen gerne.
  • Kurze Wege bedeuten niedrige Zugangsschwellen. Fahrräder, die leicht zugänglich sind, werden schnell genutzt. Leicht erreichbare Informationen werden aufgenommen und bei Geschäften die sich anbieten, wird häufiger gekauft al bei solchen, die gesucht werden müssen.
  • Kooperation und Vernetzung der Verkehrsträger, der Verkehrsanbieter und der Beteiligten (Händler, Kommunen, Tourismusunternehmen) führt zu besseren Angeboten und Mehrwert in Form höherer Aufenthalts- und Lebensqualität

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