Zusammenfassung Forum II - Verkehrssicherheit
- Durch die steigenden Energiekosten werden alternative Verkehrsmittel wie das Fahrrad interessanter.
- Die Umweltbelastung ist geringer als beim PKW.
- Die technische Entwicklung in der Fahrradindustrie (Pedelc/E-Bike) erleichtert das Umsteigen auf das Fahrrad.
- Es wird weniger Platz zum Parken benötigt.
- Fahrradfahren ist gesund
Der Verkehrssicherheit des Radverkehrs gebührt der gleiche Stellenwert in der kommunalen Verkehrspolitik wie der Sicherheit des motorisierten Verkehrs oder des Fußgängerverkehrs. Die Fahrradfahrer müssen sich als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sehen und sich so verhalten. Im 4. Schuljahr erlernen Kinder mit Hilfe von Verkehrssicherheitsberatern, sich mit dem Fahrrad im Strassenverkehr zu bewegen und erwerben den sogenannten "Fahrradführerschein". Bei diesen Schulungen werden auch die Eltern mit einbezogen. Die Verkehrssicherheit der Fahrräder und das Tragen eines Helms sind hierbei weitere wichtige Themen. Das Bewußtsein, dass ein Helm lebensrettend sein kann, läßt im Jugendalter nach, es ist "uncool" ihn zu tragen. Auch die Eltern nehmen häufig nicht ihre Vorbildfunktion ernst. Die täglichen Erfahrungen zeigen, dass Fahrradfahrer sich häufig nicht als „Verkehrsteilnehmer“ , nicht als "Teil des Ganzen" sehen sondern eher in einer recht autonomen Rolle.
Die Polizei muss sich den wachsenden Anforderungen anpassen, sowie Konzepte entwickeln. Die Münsteraner Polizei ist seit 2007 mit einer MTB-Staffel unterwegs. In den Gesprächen mit den Fahrradfahrern sind wesentliche Themen:
- Sicherheitsgespräche zur Verhaltensänderung
- Aufklärung über die Folgen von Verkehrsverstößen
- Sensibilisierung das eigenen Verhalten zu reflektieren
- Repressionen
- Präventions- und Aufklärungsarbeit in"Sonderaktionen"
Ein kommunales Radverkehrsicherheitskonzept steht auf den drei Säulen Infrastruktur, Verkehrsregelung, Öffentlichkeitsarbeit.
Das „Verkehrssicherheitsprogramm 2011“ des Bundesverkehrsministers hat zum Ziel, bis zum Jahr 2020 die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent zu reduzieren. Hierfür ist ein starker Rückgang tödlicher Radunfälle wesentliche Voraussetzung. Dies kann nur mit einer guten bzw. sicheren Radinfrastruktur gelingen. Insbesondere in Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern besteht ein großer Informationsbedarf hinsichtlich der Erreichbarkeit einer geeigneten Radinfrastruktur. Die “Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA)“ dokumentieren den Stand der Technik und setzen Standards. Deshalb haben Fortbildungen wie die seit 2010 durchgeführte DVR-Seminarreihe „Sicherer Radverkehr in Klein- und Mittelstädten“ mit bisher 28 regionalen Veranstaltungen einen hohen Stellenwert bei der Schließung dieser Wissenslücke. Das Fahrrad ist ein Fahrzeug und gehört grundsätzlich auf die Straße. Die ERA definieren Kriterien, wann Radfahrstreifen, wann Schutzstreifen und wann separate Radwege die beste Lösung sind. Die Praxis hat gezeigt, dass der „klassische“, baulich von der Fahrbahn getrennte Radweg gefährlich sein kann.
Die Städte müssen investieren, um Radfahren sicherer zu machen.
- Bei den mittlerweile schon erheblich gestiegenen Zahlen an fahrradfahrenden Verkehrsteilnehmern steigen auch die Unfallzahlen
- Um mehr Verkehrssicherheit zu bieten, sind klare Verkehrsführungen, Beschilderung und wenn möglich die Trennung von den unterschiedlichen Verkehrsgruppen ( Fußgänger, PKW und Fahrrad) wünschenswert.
Eine zukunftsgerichtete Radinfrastruktur ist nach den Grundsätzen
- Sichtkontakt zwischen Rad- und Autofahrern gewährleisten
- Sicherheitsräume zu parkenden Fahrzeugen schaffen
- ausreichende Breitenmaße für alle Varianten der Radverkehrsführung
- keine Ausklammerung von Problembereichen
ausgerichtet. Dem Trend zum Radfahren und dem Pedelec-Boom wird dadurch entsprochen. Das Repertoire an Varianten für den Radverkehr eröffnet den Kommunen zahlreiche Möglichkeiten für örtlich angepasste und oft auch kostengünstige Lösungen.
- Rechtzeitige und gezielte Maßnahmen verlängern die Nutzungsdauer von Radwegen und führen zu einer Senkung der Erhaltungsaufwendungen
- Die Qualität der Radwege und damit die getätigten Investitionen in das Anlagevermögen „Radwege“ werden gesichert
- Notwendige Maßnahmen zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht werden aufgezeigt
- Objektive Daten stehen als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung
- Die Attraktivität einer Region / Kommune sowohl unter radtouristischen Aspekten als auch in Bezug auf den Wohnwert werden gesteigert
Das Verhalten der Verkehrsteilnehmer ist kommunal beeinflussbar, mit gezielten kostengünstigen Maßnahmen sind Klarheit, Einfachheit, Komfort und Sicherheit erreichbar. Öffentlichkeitsarbeit, Kooperation und Koordination sind ebenso wichtig und erfolgversprechend wie bauliche und regulierende Eingriffe.
Ein attraktives Radschulwegenetz ist ein aktiver Beitrag zur Änderung des Modal Split. Über die Hälfte des Kfz-Verkehrs in Bietigheim-Bissingen ist Binnenverkehr, d.h. Fahrten innerhalb des Stadtgebiets. Gute Radschulwege vermeiden „Elterntaxis“, später auch durch Schüler ausgelösten KFZ-Verkehr und schaffen für die Schüler angenehme Bedingungen zum Umstieg aufs Fahrrad. Ohne Einbeziehung von Schulen, Schülern und Eltern wird die Verwaltung keinen Radschulwegeplan nachhaltig und erfolgreich erstellen können. Wir brauchen alle schulischen Akteure an einem Tisch, um von Allen akzeptierte und auf Langfristigkeit angelegte Radschulwege zu erhalten. Die Schüler sind die wahren Radschulweg-Experten. Nur die Schüler selbst können erfolgreich ihre bevorzugten Radschulwege und die auf diesen Wegen liegenden Problemstellen definieren. Dazu müssen möglichst viele Schüler möglichst effizient eingebunden werden. Die Beseitigung von Problemstellen ist die eigentliche Verwaltungsarbeit. Während die Aufstellung des Radschulwegeplans selbst einen überschaubaren Verwaltungsaufwand darstellt, ergibt sich aus den definierten Problemstellen ein Arbeitsprogramm, das viele Jahre in Anspruch nehmen wird.
Der ruhende Verkehr ist ein maßgeblicher Faktor für Erfolg und Misserfolg kommunaler Radverkehrssicherheitskonzepte.