Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der DStGB-Beigeordnete Timm Fuchs die rund 150 Gäste des Forums und kritisierte den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, welcher kaum konkrete Maßnahmen vorsehe, um das Ehrenamt zu unterstützen. Erforderlich sei, dem Ehrenamt die notwendige gesellschaftliche Anerkennung zu verschaffen – auch jenseits von medialen Großereignissen wie die Flutkatastrophe und Pandemiebekämpfung. Hierzu sieht er neben der Politik die Medien in der Pflicht. Jan Holzer, Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, ergänzte die Veranstaltung mit einigen Eckdaten zum Ehrenamt. Er berichtete, dass statistisch gesehen das Ehrenamt mehr Zuspruch hätte als noch vor einigen Jahren. Allerdings würden ältere Menschen, die mehr als 6 Stunden Zeit für wichtige Aufgaben in Vereinsvorständen hätten, weniger werden. Gleichzeitig könne beobachtet werden, dass immer mehr Personen Doppelfunktionen im Ehrenamt hätten. Es sei ein Kampf um die wenigen jungen Köpfe unter den Vereinen entbrannt. Gute Chancen hätte jene Organisationen, die Interessierte zum Mitgestalten einluden.
In der anschließenden Diskussionsrunde, die von Finn Brüning und Ursula Krickl vom DStGB moderiert wurde, stellte die Bürgermeisterin der Gemeinde Zossen, Frau Sahin-Schwarzweller, fest, dass es keinen konkreten Adressaten gebe, der das Ehrenamt retten könne. Vielmehr müssten diejenigen, die eine Aufgabe formulieren oder benötigen würden, ehrenamtliche Kräfte durch ein Netzwerk und finanzielle Mittel unterstützen. Einigkeit bestand unter den Bürgermeistern Frank Buß, Stadt Plochingen und Andreas Brohm, Stadt Tangerhütte, dass die Infrastruktur für ehrenamtliches Engagement eine wichtige Rolle spielen würde. Buß betonte aber auch, dass finanzielle Anreize bei der Aufwandsentschädigung die Attraktivität für ein Ehrenamt steigern könne. Eine Umfrage unter den Teilnehmern ergab, dass 69 Prozent der 150 Teilnehmer die finanzielle Ausstattung als befriedigend bis ausreichend einstufen würden. Nur 5 Prozent befanden diese als gut bis sehr gut. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Scharbeutz, Bettina Schäfer, stellte fest, dass es besonders wichtig sei, dass Ehrenamt regelmäßig öffentlich dankend zu würdigen und dessen Wichtigkeit hervorzuheben. Diese Ansicht vertraten auch viele Teilnehmer im digitalen Publikum, die das Thema Wertschätzung mehrfach als Voraussetzung für ein stärkeres ehrenamtliches Engagement benannten.
Beigeordneter Uwe Lübking stellte in seiner Zusammenfassung fest, dass das Zuwendungsrecht modernisiert und entbürokratisiert werden muss. Projekte des Bundes sollten nicht top-down geplant und durchgeführt werden; die Kommunen sollten bereits bei der Konzeption von Förderrichtlinien einbezogen werden. Und das andere sei die Klärung der Frage, welche Ebene kann wie bürgerschaftliches Engagement unterstützen. Wir hätten kein Erkenntnis-, sondern Umsetzungsproblem. Geklärt werden müssten die Rahmenbedingungen, die der Bund angehen kann, um die unterschiedlichen Facetten entsprechend zu würdigen.