Die aktuelle Prognose zur Bevölkerungsentwicklung macht aus Sicht des DStGB deutlich, dass Deutschland umsteuern muss, damit sich vorhandene Disparitäten nicht weiter verschärfen. Die Kommunen müssen als Schlüsselakteure gestärkt werden. Eine bessere Dotierung vorhandener Förderprogramme im Bereich des Städtebaus oder der regionalen Wirtschaftsförderung ist hierbei zentral, aber angesichts der finanziellen und zeitlichen Dimension der beschriebenen Herausforderungen nicht ansatzweise ausreichend. Um das Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse nicht aus dem Blick zu verlieren, muss eine Stärkung der kommunalen Finanzen insgesamt priorisiert werden. Dabei gilt es Wachstumsschmerzen einiger Boom-Regionen zu lindern und zugleich die Abwärtsspirale in strukturschwachen Regionen zu durchbrechen. Dazu bedarf es massiver Investitionen im kommunalen Bereich. Dies betrifft die soziale Infrastruktur in ländlich geprägten Regionen, um diese den Bedürfnissen einer älter werdenden Gesellschaft entsprechend anzupassen und zu erweitern. Dies betrifft aber vor allem auch Investitionen in die Zukunft etwa junger Familien. Arbeitsplätze, Kindergartenplätze, Bildungsangebote, Freizeitangebote und digitale und verkehrliche Anbindung sind es, die für gute Lebensbedingungen stehen. Nur mit einem attraktiven Angebot vor Ort wird es gelingen, Bürgerinnen und Bürger an ihre Heimat in den ländlichen Regionen zu binden oder für einen Umzug weg aus den zum Teil überlasteten Metropolregionen in andere Regionen zu gewinnen. Dies setzt umfängliche Investitionen voraus, um die ländlichen Regionen als Lebens- und Wirtschaftsräume zu stärken. Vieles davon bleibt Theorie, solange die Kommunen nicht über finanzielle Handlungsspielräume verfügen und investive Entscheidungen in größerem Stil treffen können. Eine Region kann nicht an Attraktivität gewinnen, wenn die Angebote reduziert werden und sich nicht einmal der vorhandene Sanierungsstau abbauen lässt.
Sinnvolle Initiativen des Bundes und der Länder zur Stärkung der ländlichen Räume müssen zudem verstetigt und weiter ausgebaut werden. Beispielhaft sei auf die von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden initiierte Kleinstadtakademie, die seit 2024 ihren Sitz in Wittenberge hat, hingewiesen. Ungeachtet der demografischen Entwicklung sind Kleinstädte in Deutschland vielfach Träger der wirtschaftlichen Entwicklung und damit auch der Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in der Fläche. Sie sind das „Herz des ländlichen Raums“ und haben eine wichtige Ankerfunktion. Die Unterstützung und Vernetzung dieser Gemeinden bleibt daher eine wichtige Aufgabe. Auch der Anfang 2024 vom Bundesbauministerium initiierte „Kommunaldialog Wohnen in ländlichen Räumen“ setzt insoweit an der richtigen Stelle an. Ländlichen Räume können einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Engpässe auf vielen städtischen Wohnungsmärkten leisten. Auch hier gilt es, die Vernetzung und den interkommunalen Austausch zur Stabilisierung dieser Regionen weiter zu befördern.