Die Politik müsse angesichts der Ereignisse und Krisen die bisherigen Strategien der Waldpolitik auf den Prüfstand stellen. Der Beitrag von Wald und Holz für das Erreichen der Klimaschutzziele und für eine nachhaltige Energie- und Rohstoffversorgung müsse neu fokussiert werden. Auch beim Wald müsse selbstkritisch hinterfragt werden, mit welchen Schritten der Umbau zu einem resilienten Wald der Zukunft gelingen kann, so der Vorsitzende des Gemeinsamen Forstausschusses „Deutscher Kommunalwald“, Dr. Karl-Heinz Frieden, und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg
Für die kommunalen Forstbetriebe, denen nicht nur die Nutzung, sondern auch der Schutz der Wälder ganz besonders am Herzen liegt, seien folgende Themenfelder von besonderer Bedeutung:
1. Antworten auf globale Krisen -Rückbesinnung auf den Wald als nationale Rohstoff- und Energieressource.
Notwendig sei ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und der Nutzung des Rohstoffes Holz, als Lieferant für erneuerbare Energien und Substitut durch Bauen mit Holz und zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten. Dazu müsse die im Koalitionsvertrag angekündigte Holzbauinitiative zügig umgesetzt werden, um die Treibhausgasemissionen des Bausektors langfristig zu senken. Holzbau ist aktiver Klimaschutz!
Zwingend erforderlich seien zudem Folgenabschätzungen über die Auswirkungen von einem Einschlagsstopp in alten Buchenwälder, Einschlagsmoratorien und einer Extensivierung der Laubholznutzung auf die Wirtschaft, die Rohstoffversorgung und die Klimabilanz.
2. Honorierung der Klima- und Ökosystemleistungen der Wälder auch für Kommunen schnellstmöglich umsetzen
Für kommunale Forstbetriebe ist die Gleichrangigkeit der Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion ein hohes Gut und von zentraler Bedeutung. Dies bedeutet ein gleichrangiges Miteinander von Biodiversität, Bioökonomie und den sozialen Funktionen des Waldes. Da aus der Holznutzung auf lange Sicht kein ausreichender Ertrag zum Umbau der Wälder gezogen werden kann, müssen die Leistungen der Waldbesitzenden in allen Bereichen honoriert werden. Nach dem Grundsatz „Öffentliches Geld für öffentliche Güter“ gelte es einen Gemeinwohlausgleich zu Gunsten der Waldbesitzenden zu etablieren.
3. Prinzip kommunaler Selbstbestimmung:
Kommunalwald ist Bürgerwald. Waldbesitzende Städte und Gemeinden lehnen eine Bevormundung in der Waldbewirtschaftung ab. Sie setzen vielmehr auf eine gestaltende Waldpolitik vor Ort, die die Ansprüche von Bürgerinnen und Bürgern, Forst- und Holzwirtschaft sowie Naturschutz klug miteinander verbindet. Die kommunalen Waldbesitzenden sprechen sich daher gegen eine generelle Anhebung der waldgesetzlichen Bewirtschaftungsstandards aus. Darüber hinaus gelte es, die Bedürfnisse der Menschen im ländlichen Raum zu beachten: Kein Verbot der Brennholznutzung – gerade in Zeiten von Energieknappheit. Rundholz und Sperrholz, Bauholz und Furniere, aber auch Pellets und Brennholz müssen auch zukünftig aus den Kommunalwäldern gewonnen werden können. So möchten die Kommunalwaldvertreter umsetzten, dass der Kommunalwald Bürgerwald ist und auch zukünftig bleibe.
Mit Blick auf die angekündigten neuen Akzente und Schwerpunkte der neuen Bundesregierung in den Themenfeldern Wald und Forstwirtschaft, Klimaschutz und Biodiversität bleibe es für die kommunalen Forstbetriebe eine spannende Frage, welche Sichtweise auf den Wald sich durchsetzen werden. Welches Gewicht räumt die Koalition den Meinungen und Wertevorstellungen von mehr als 60 Millionen Einwohnern in den Großstädten und Ballungszentren ein, für die soziale und ökologische Belange der Wälder eher Vorrang gegenüber der Rohstoffproduktion haben? Und wie werden die Interessen der annährend 20 Millionen Bürger im ländlichen Raum berücksichtigt, für die die Forstwirtschaft einer der wichtigsten Wirtschaftszweige bildet?
„Es wird kein einfaches Unterfangen sein, die verschiedenen Erwartungen an den Wald in eine vernünftige Balance zu bringen. Dies kann gelingen, wenn bei unseren Bürgerinnen und Bürgern und auch in der Politik endlich wieder ein Gefühl dafür entsteht, dass in unseren Wäldern hohe Werte wachsen, deren Nutzung zur Wertschöpfung beiträgt und von denen gleichzeitig Klimaschutz, Naturschutz, Biodiversität und die Bevölkerung profitieren. Dazu müssen alle Akteure aufeinander zugehen und sich auch auf Kurskorrekturen einlassen“, so Frieden und Landsberg.
Hintergrundinformationen:
Gemeinsamer Forstausschuss: Sprachrohr des Deutschen Kommunalwaldes
Der Gemeinsame Forstausschuss „Deutscher Kommunalwald“ ist die repräsentative Interessenvertretung waldbesitzender Städte und Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland und das Sprachrohr des deutschen Kommunalwaldes, der 20 Prozent der Waldfläche einnimmt. Der Ausschuss setzt sich zusammen aus Vertretern des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, des Deutschen Städtetages und des Deutschen Landkreistages.
Der Forstausschuss trifft sich zweimal im Jahr zum Austausch mit Landräten/innen, Bürgermeister/innen und Leitern/innen großer kommunaler Forstbetriebe aus den Bundesländern. Darüber hinaus ist für die Ausschussmitglieder eine vertrauensvolle und sachorientierte Zusammenarbeit mit den für Wald, Forstwirtschaft und Naturschutz zuständigen Ressorts, Vertretern der politischen Parteien, forstlichen Verbänden und der Wissenschaft wichtig.