Energieeffizienz, Ressourcenschutz

Vom Industriegebiet zum „Green Industry Park“

Steckbrief:

Name der Kommune: Freiburg im Breisgau

Einwohner und Lage: 230.000 Einwohner Baden-Württemberg, südlicher Oberrhein, Schwarzwald-Metropole, Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz,

Projekt: Green Industry Park Freiburg (GIP)

Stand der Umsetzung: systematische Umsetzung des GIP-Ansatzes gemeinsam mit den Betrieben vor Ort, Übertragung GIP Nord auf weitere Industrie- und Gewerbegebiete in der Stadt

Ansprechpartner: Stadt Freiburg, Umweltschutzamt, Abteilung Luftreinhaltung und Klimaschutz, Projektverantwortliche Sabine Wirtz (0761-2016148), Dirk Kron Tel. (0761-2016104), dirk.kron@stadt.freiburg.de

Website: www.greenindustrypark-freiburg.de sowie www.freiburg.de/pb/609115.html

Die Stadt Freiburg bezieht in ihre  Klimaschutzstrategie auch die örtlichen Unternehmen mit ein. Die guten Erfahrungen aus der Entwicklung des Industriegebietes Nord in Richtung "Green Industry Park" werden auf andere Gewerbegebiete übertragen.

Industriebetriebe und Unternehmen engagieren sich in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg beim Klimaschutz. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Vernetzung der wesentlichen Akteur*innen. Eine betriebsübergreifende Kooperation schafft die Basis für eine intelligente Steuerung der Energieerzeugung, -speicherung und -nutzung über die Grenzen der einzelnen Unternehmen hinaus.

Vor diesem Hintergrund haben die Stadt Freiburg, der Energiedienstleister badenova, das Fraunhofer ISE und die kommunale Wirtschaftsförderungsgesellschaft FWTM einen neuen Ansatz erarbeitet: Mit der im Februar 2014 gestarteten Initiative „Green Industry Park Freiburg“ verfolgen die Initiator*innen gemeinsam mit den örtlichen Unternehmen das Ziel, das älteste und größte Industriegebiet der Stadt (300 ha, 300 Unternehmen, 15.000 Beschäftige) zu einem nachhaltigen, energie- und ressourceneffizienten Industriegebiet mit bundesweitem Modellcharakter zu entwickeln.

Besonders klimawirksam können betriebsübergreifende Maßnahmen sein, deren Realisierung aufwendig aber lohnend sein kann. Ein Beispiel hierfür ist die Firma Cerdia (ehemals Rhodia), mit Ihrem Standort im Green Industry Park Nord: Sie stellt Celluloseacetat-Filter her und produziert dabei große Mengen an Abwärme, die bislang ungenutzt blieben. 5,3 Millionen Kilowattstunden an Wärme gab die Firma jährlich an die Umwelt ab, das entspricht gut 500.000 Litern Heizöl. Mittlerweile liefert die badenovaWÄRMEPLUS die Wärme an mehrere Objekte auf benachbarten Grundstücken. Das warme Wasser kommt mit einer Temperatur von rund 50 Grad aus der Produktion und musste bislang auf 30 Grad herunter gekühlt werden, ehe es in einen Bach floss. Nun kommt das Wasser mit Temperaturen um 48 Grad in den Gebäuden an, was für die Raumheizung in Neubauten gut ausreicht. So erhält beispielsweise ein Autohaus Wärme für seinen Neubau und kann sich dank energieeffizienter Haustechnik (u.a. Baukernaktivierung) und einer großen PV - Anlage zur Eigenversorgung "klimaneutrales Autohaus" nennen. Weitere Abnehmer entlang der Abwärmetrasse sind ein neues Bürogebäude der Freiburg Wirtschaft und Touristik (FWTM) an der neuen Messe, die Messe selbst und der Neubau des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik. Das neue Fußballstadion des SC Freiburg ist ebenfalls Bestandteil des neuen Wärmenetzes, was sinnvoll ist, da dessen Rasenheizung einen hohen Wärmebedarf hat. Da das Stadion zudem über eine große Photovoltaikanlage verfügen wird, soll es das erste klimaneutrale Stadion in Deutschland werden. Die neue Abwärmetrasse hat im Übrigen einen erheblichen Klimaschutzeffekt und spart pro Jahr über 900 t CO2 ein. 

Die Stadt Freiburg gehörte mit dem Projekt „Green Industry Park“ zu den Gewinnern beim Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2018“, der vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik ausgeschrieben wurde. Im Jahr 2019 wurde damit begonnen das Prinzip "Green Industry Park" auf das Gewerbegebiet Hochdorf zu übertragen, um dem positiven Beispiel des GIP Nord zu folgen. Mit der Vorlage des Klimaschutzteilkonzepts im März 2021 wurde die dortige Umsetzungsphase eingeleitet. Gemeinsam mit den Unternehmen vor Ort wurden 15 TOP-Maßnahmen bestimmt, an deren Umsetzung Stadt und Unternehmen zusammenwirken wollen. Ganz oben auf der Agenda stehen die Themen Mobilität, Photovoltaik, Energieeffizienz und ein CO2-reduzierte Versorgung des Wärmebedarfs. An diesem Thema ist die Stadt Freiburg mit der Erstellung eines stadtweiten Wärmekatasters als Grundlage bereits dran. Beim Thema betriebliches Mobilitätsmanagement wird in einer Projektgruppe an einer unternehmensübergreifenden Initiative für ein E-Carsharing-Projekt gearbeitet. Zudem denken mehrere größere Betriebe gemeinsam mit den örtlichen Verkehrsbetrieben (VAG) darüber nach Frelo-Leihradstationen im Gewerbegebiet als Kooperationsmodell aufzubauen, eine erste Testphase  wird derzeit vorbereitet. Mit der auf Gewerbebetriebe ausgeweiteten PV-Kampagne „Dein Dach kann mehr“ werden gezielt Unternehmen im angehenden Green Industry Park Hochdorf angesprochen, die eine kostenlose Erstberatung sowie die Möglichkeit eines Projektcoachings erhalten.

Insgesamt zeigt sich, dass das Zusammenwirken von Unternehmen und der Initiative Green Industry Park (GIP) fruchtbar ist. Mit dem GIP wird ein motivierender Rahmen geschaffen, in dem Vernetzung stattfindet, Vertrauen aufgebaut wird  und inhaltliche Impulse das Thema Klimaschutz immer wieder praxisnah aufrufen. Seit Beginn der Initiative im Jahr 2014 sind zahlreiche Projekte entstanden und viele ressourcen- und energiesparende Maßnahmen in den ansässigen Unternehmen und Betrieben  wie auch durch die Stadt selbst und ihre Tochterunternehmen umgesetzt worden. Der Stellenwert betrieblicher Anstrengungen zur Verbesserung der Energieeffizienz, zur Eigenstromversorgung oder zum Thema Mobilität hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Klimaschutz ist in Industrie- und Gewerbe längst zum Thema geworden. Nicht nur die Stadt Freiburg hat sich Klimaneutralität als Zielmarke bis zum Jahr 2050 auf die Agenda geschrieben. Für eine wachsende Zahl von Unternehmen und Betrieben in Freiburg wird Klimaneutralität auch aus Wettbewerbsgründen zum Teil der Unternehmensstrategie.

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