Steckbrief:
Name der Kommune: Ludwigsburg
Einwohnerzahl und Lage: Ca. 93.500, liegt in Baden Württemberg
Projekt: Nachhaltige öffentliche Beschaffung nach Cradle to Cradle (C2C)
Stand der Umsetzung: Umsetzung seit Januar 2019, ständige Optimierung
Ansprechpartner: Patrick Scholz (Fachbereich: Organisation und Personal Kompetenzstelle für Nachhaltige Beschaffung, Telefon: 07141 910-3616, E-Mail: p.scholz@ludwigsburg.de
Projektbeschreibung
Die Stadt Ludwigsburg hat sich in ihren Grundsätzen dem Prinzip der Generationengerechtigkeit verschrieben. Das bedeutet, zukünftigen Generationen sollen die gleichen Chancen und Ressourcen zur Verfügung stehen, wie uns heute. Um dieses Ziel zu erreichen, orientiert sich Ludwigsburg an einem nachhaltigen Stadtentwicklungskonzept.
Dieses Leitbild für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist bereits seit mehr als 15 Jahren in der Stadt verankert. Dennoch fehlte im Beschaffungswesen ein systematisches und abgestimmtes Vorgehen – lediglich einzelne Abteilungen orientierten ihren Einkauf auch an Kriterien der Nachhaltigkeit. 2017 schließlich gründeten mehrere städtische Fachbereiche eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe und legten gemeinsam mit einer externen Beratung Nachhaltigkeitskriterien fest. Seit 2019 wird die nachhaltige Beschaffungsstrategie in Ludwigsburg gemäß Dienstanweisung umgesetzt. Hierfür wurde eine neue Expertenstelle eigerichtet, die eine flächendeckende Umsetzung der Nachhaltigen Beschaffung verantwortet.
Warum Nachhaltige Beschaffung?
Zahlreiche ökologische und soziale Probleme werden durch unser Konsumverhalten mitbestimmt. Hier seien z.B. die Klimabelastung durch Treibhausgase bei der Herstellung und dem Transport von Waren, die zunehmende Umweltverschmutzung und der Verlust von Rohstoffen durch nicht-kreislauffähige Produkte, die Gefährdung durch umwelt-, und gesundheitsschädliche Substanzen sowie menschenunwürdige Arbeitsbedingungen genannt.
Die öffentliche Hand beschafft laut Schätzungen der Bundesregierung Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 500 Mrd. €/Jahr – über 50 % entfallen dabei auf Kommunen.
Beschaffungsstrategie nach C2C
Um dieses Marktpotential zu nutzen und den negativen Auswirkungen auf die Umwelt entgegen zu wirken, hat sich die Stadt Ludwigsburg verpflichtet, die öffentliche Beschaffung an den C2C-Prinzipien auszurichten.
Cradle to Cradle („Von der Wiege zur Wiege“) ist ein innovativer Produktdesignansatz, um Rohstoffe dauerhaft in biologischen oder technischen Stoffkreisläufen zirkulieren zu lassen. Bei C2C geht es vor allem darum, Leistungen zu fördern,…
- die eine positive Wirkung auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben;
- deren Materialsubstanzen in biologischen oder technischen Stoffkreisläufen zirkulieren;
- die unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen erbracht werden und eine positive Wirkung auf die Entwicklung sozialer Gerechtigkeit haben;
- die auf Basis erneuerbarer Energien erbracht werden;
- die eine positive Wirkung auf die Bodenqualität haben und Wasserressourcen schützen.
In diesem Zusammenhang setzt die Stadt Ludwigsburg besonders auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen, die geeignet sind, ökologisch nachhaltige und sozial verantwortliche Leistungen anzubieten.
In der Praxis ist es leider oft schwer, Produkte zu finden, die diesen hohen Anforderungen entsprechen. In vielen Bereichen gibt es noch keine oder nur wenige nachhaltige Alternativen, geschweige denn C2C-Produkte. Und nicht immer passen die internen Produktanforderungen mit diesen Angeboten zusammen.
Dennoch möchte die Stadt Ludwigsburg ihr Beschaffungsvolumen einsetzen, um vor allem die Entwicklung innovativer C2C-Produkte zu fördern. Deshalb wird der C2C-Ansatz konsequent bei Beschaffungen thematisiert und Unternehmen belohnt, die sich bereits auf den Weg in Richtung C2C gemacht haben. Mit Hilfe gezielter Fragen werden Angebote bewertet. Diese Bewertung fließt anschließend mit mindestens 20 Prozent in die Vergabeentscheidung ein: Also nicht allein der Preis entscheidet darüber, welches Angebot den Zuschlag bekommt!
Positive Auswirkungen der Nachhaltigen Beschaffung nach C2C
- Zahlreiche Produkte und Dienstleistungen konnten bereits gemäß den Vorgaben der „Dienstanweisung Nachhaltige Beschaffung“ ausgeschrieben werden. In vielen Fällen haben nachhaltige Angebote den Zuschlag erhalten. Einige Beispiele sind: Bürobedarf, Papier, Büromöbel, Schulmöbel, Reinigungsbedarf, Feuerwehrschutzkleidung und vieles mehr.
- Der Bau und Einkauf von schadstofffreien Gebäuden und Produkten sorgt für ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld z.B. in Schulen und für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung.
- Durch die konsequente Kommunikation von C2C im Rahmen von Beschaffungen (bei der Marktrecherche, in Ausschreibungsunterlagen, bei Vertragsgesprächen) wird aktiv Aufklärung betrieben und ein deutliches Signal an den Markt gesendet. Die positive Bewertung von nachhaltigen Produkten wird von Unternehmen als Anreiz wahrgenommen, sich weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang erhält die Stadt Ludwigsburg immer wieder positives Feedback auch von den Herstellern.
- Durch die Kommunikation positiver Beschaffungsbeispiele auf öffentlichen Plattformen, (z.B. Kompass Nachhaltigkeit, Umweltbundesamt) werden auch andere Kommunen auf eine Nachhaltige Beschaffung nach C2C aufmerksam.
Fazit
Durch die aktive Nachfrage gesunder, klimafreundlicher, kreislauffähiger und sozial verträglicher Bau-, Liefer- und Dienstleistungen, möchte die Stadt Ludwigsburg Unternehmen ermutigen eine nachhaltige Entwicklung nach C2C zu verfolgen. Damit ist die Nachhaltige Beschaffung nach C2C ein wichtiger Baustein der nachhaltigen Stadtentwicklung in Ludwigsburg – sie unterstützt die Erreichung der Klimaziele, verbessert die Lebensqualität in der Stadt und trägt dazu bei, unsere natürlichen Lebensgrundlagen langfristig zu erhalten.