In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Umweltbundesamt und Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz haben diese die aktuellen Zahlen getrennt nach Sektoren veröffentlicht.
Im Sektor Energiewirtschaft sind mit rund 27 Mio. Tonnen die größten Emissionssteigerungen in absoluten Zahlen zu verzeichnen – das entspricht 12,4 Prozent mehr als 2020. Mit rund 247 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente lagen die Emissionen aber noch gut 11 Mio. Tonnen unter denen des Jahres 2019. Eine Jahresemissionsmenge für 2021 gibt es im Bundes-Klimaschutzgesetz für den Sektor Energiewirtschaft nicht. Besonders deutlich stiegen die Emissionen aus der Stein- und Braunkohlenverstromung aufgrund des erhöhten Kohleeinsatzes. Der Einsatz von emissionsärmerem Erdgas nahm dagegen in der zweiten Jahreshälfte aufgrund der deutlich gestiegenen Gaspreise ab. Die wesentlichen Gründe für den erhöhten Einsatz fossiler Energieträger zur Stromerzeugung ist die im Vergleich zum Vorjahr um 17,5 TWh deutlich verringerte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, insbesondere die geringere Windstromerzeugung, und ein um 13,5 TWh gestiegener Bruttostromverbrauch.
Im Verkehr wurden im Jahr 2021 rund 148 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen. Damit liegen die Treibhausgasemissionen dieses Sektors sowohl 1,2 Prozent über dem Wert von 2020, als auch rund 3 Mio. Tonnen über der im Bundesklimaschutzgesetz für 2021 zulässigen Jahresemissionsmenge von 145 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente. Ein Grund dafür ist der Straßengüterverkehr, der auf den Autobahnen wieder auf ein Niveau leicht oberhalb des Jahres 2019 angestiegen ist. Der PKW-Verkehr dagegen ist weiter niedriger als vor der Corona-Pandemie (2019), was in Absatzzahlen für Kraftstoffe und Daten von Zählstellen an Autobahnen und Bundesstraßen deutlich wird.
Im Sektor Industrie stiegen die Emissionen gegenüber dem Vorjahr um gut 9 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente an (plus 5,5 Prozent). Mit rund 181 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten lagen sie damit wieder fast auf dem Niveau von 2019, aber knapp unter der im Bundes-Klimaschutzgesetz festgeschriebenen Jahresemissionsmenge von 182 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten. Hier spielen aufholende Konjunktureffekte in Folge der Corona-Krise und ein vermehrter Einsatz fossiler Brennstoffe eine wichtige Rolle. Die deutlichste prozentuale Steigerung gab es in der Stahlindustrie, wo die Rohstahlerzeugung um rund 12 Prozent anstieg. Im produzierenden Gewerbe (energiebezogener Anteil) stiegen die Emissionen um rund sieben Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente bzw. 6,4 Prozent.
Im Gebäudebereich kam es 2021 zu einer Emissionsminderung von knapp 4 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten (minus 3,3 Prozent) auf rund 115 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor, wie bereits im Vorjahr, die erlaubte Jahresemissionsmenge gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz, die bei 113 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten liegt. Die Emissionsreduzierung ist im Wesentlichen als Sondereffekt auf deutlich verringerte Heizölkäufe zurückzuführen. Die Heizöllager wurden aufgrund der günstigen Preise und in Erwartung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes bereits 2019 und 2020 umfangreich aufgestockt. Der Erdgasverbrauch stieg dagegen witterungsbedingt an.
Im Sektor Landwirtschaft gingen die Treibhausgasemissionen um gut 1,2 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente (minus 2,0 Prozent) auf 61 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente zurück. Der Sektor bleibt damit deutlich unter der für 2021 im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 68 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten. Der Rückgang der Tierzahlen setzt sich fort. Die Rinderzahlen sanken um 2,3 Prozent, die Schweinezahlen um 9,2 Prozent. Dadurch gab es weniger Gülle, die Emissionen sanken ebenfalls (-4,0 Prozent gegenüber 2020). Die deutliche Unterschreitung der festgesetzten Jahresemissionsmenge ist jedoch vor allem durch methodische Verbesserungen in der Berechnung der Emissionen bedingt.
Die Emissionen des Abfallsektors sanken gegenüber dem Vorjahr um rund 4,3 Prozent auf gut acht Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente. Damit bleibt der Abfallsektor erneut unter der im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von neun Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten. Der Trend wird im Wesentlichen durch die sinkenden Emissionen aus der Abfalldeponierung infolge des Verbots der Deponierung organischer Abfälle bestimmt.
Anmerkung des DStGB
Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich, dass Deutschland weit von den nationalen, als auch den internationalen Zielsetzungen entfernt ist. Erforderlich ist ein Minus von 65 Prozent der Emissionen seit 1998 bis zum Jahr 2030. Emissionssteigerungen gegenüber dem Vorjahr gab es 2021 in nahezu allen Bereichen. Deutlich wird anhand der Zahlen zudem, dass die relevanten Sektoren seit 2010 mehr oder wenig stagnieren und nur der Energiesektor durch den Ausbau der Erneuerbaren Energie Erfolgen verzeichnen konnte.
Energie
Der Anstieg der Treibhausgasemissionen im Energiesektor ist mit Blick auf die Klimaziele bedauernswert. Jedoch muss begrüßt werden, dass die deutsche Wirtschaft sich rasch vom Corona-bedingten Einbruch im Jahr 2020 erholt hat. Auch zeigt die verstärkte Kohleverstromung in 2021, dass Energie aus Gas aktuell zu teuer und erneuerbare Energien weiterhin nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, bzw. sich sogar rückläufig entwickeln.
Die Entwicklung der Stromkosten muss dringend sozialverträglicher ausgestaltet werden. Die Abschaffung der EEG-Umlage ist eine erste wichtige Maßnahme. Jedoch müssen weitere Maßnahmen wie die Absenkung der Stromsteuer folgen. Es ist wichtig, dass mit dem Klimaschutz-Sofortprogramm der Ausbau der erneuerbaren Energien zeitnah erheblich beschleunigt wird, um die Energiepreise durch ein zusätzliches grünes Stromangebot zu reduzieren. Dadurch erreicht Deutschland nicht nur seine Klimaziele bis 2045, sondern verringert von Tag zu Tag in den kommenden Jahren seine Abhängigkeit von Stromimporten.
Verkehr
Gerade im Verkehrssektor sind massive Verlagerungen auf nachhaltige Verkehrsträger notwendig, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Der hohe Bestand an Pkw und Lkw mit Verbrennungsmotoren trägt maßgeblich zum CO2-Ausstoß bei, weswegen neben der Stärkung von ÖPNV und dem Ausbau von Radinfrastruktur eine konsequente Antriebswende vorangebracht werden muss. Die Kommunen müssen in ihrer Rolle als Schlüsselakteur z.B. für den flächendeckenden Ladeinfrastrukturausbau gezielter als bisher unterstützt werden. Dies muss erfolgten durch Förderprogramme, Personalförderung und Know-how-Transfer in die Verwaltungen vor Ort. Der DStGB setzt sich hierfür beispielsweise im Rahmen der Aktualisierung des Masterplan Ladeinfrastruktur des Bundes ein.
Angesichts des trotz Pandemie steigenden Güterverkehrsaufkommens auf der Straße muss die Verlagerung von Transporten auf die Schiene stärker als bisher im Fokus der Bundespolitik stehen. Dies betont auch das UBA in seinen Ausführungen zum Veränderungsbedarf im Verkehrssektor. Zu den Vorschlägen des DStGB gehört die Reaktivierung von Bahnstrecken ebenso wie die stärkere Verbreitung und Erleichterung von Gleisanschlüssen für Industrie- und Gewerbegebiete in den Kommunen. Hierzu werden im Rahmen der Verbändeinitiative „Gleisanschlusscharta“ derzeit weitere Vorschläge entwickelt. Mehr Verkehr auf der Schiene entlastet auch die Städte und Gemeinden, die vielerorts unter Durchgangsverkehren oder parkenden Lkw leiden und deren Straßeninfrastruktur nicht zuletzt wegen der Lkw-Verkehre sanierungsbedürftig ist. Klar ist aber, dass auch der innerörtliche Schienenverkehr aufgrund der Lärmemissionen nicht immer konfliktfrei abgewickelt werden kann.
Gebäudesektor
Die Senkungen im Gebäudebereich sind zwar begrüßenswert, jedoch zeigt der Bericht, dass hier deutliche Steigerungen fehlen. Dabei sind sie dringend erforderlich. Mit ca. 35 % des Energieverbrauchs und etwa 30 % der Treibhausgase ist der Gebäudesektor aktuell einer der größten Energieverbraucher in Deutschland. Hierfür bedarf es nicht allein im Neubaubereich, sondern gerade auch bei der Sanierung von Bestandsgebäudes verstärkter Anstrengungen.
Neben privaten Wohnungen und Häusern bergen gerade auch kommunale Liegenschaften mit rund 180.000 Gebäuden sowie über 2 Millionen kommunalen Wohnungen große Potentiale. Strom- und Wärmeversorgung kosten Städte und Gemeinden jährlich ca. 5 Mrd. Euro. Mehr Energieeffizienz im kommunalen Bereich ist damit nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch der Entlastung kommunaler Haushalte. Dies umfasst sowohl die Bestandssanierung als auch der Einsatz Erneuerbarer Energien in kommunalen Gebäuden im Rahmen des Heizens.
Diese Maßnahmen müssen durch eine gestärkte Förderung von Sanierungs- und Beratungsmaßnahmen durch Bund und Länder flankiert werden. Insofern ist insbesondere die geplante Neuausrichtung der Förderung für Gebäudesanierungen von besonderem Interesse.
Landwirtschaft
Im Bereich der Landwirtschaft gingen die Treibhausgasemissionen um rund 1,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente auf 61 Mio. Tonnen CO2-Äquialente zurück. Dies entspricht einem Rückgang von 2,0 Prozent. Auch die Tierzahlen gingen zurück, sodass es weniger Gülle gab. Die Emissionen sanken um 4,0 Prozent gegenüber dem Jahr 2020.
Die rückgängigen Zahlen der festgesetzten Jahresemissionsmenge im Bereich der Landwirtschaft sind grundsätzlich zu begrüßen. Die deutliche Unterschreitung ist jedoch vor allem durch methodische Verbesserungen in der Berechnung der Emissionen bedingt. Insbesondere mit Blick auf die Nitratüberschreitung im deutschen Grundwasser ist zudem längerfristig ein weiterer Rückgang der Gülle notwendig.
Abfall
Im Bereich des Abfallsektors sind die Emissionen gegenüber dem Vorjahr um etwa 4,3 Prozent auf rund acht Mio. Tonnen CO2-Äquivalente gesunken. Damit bleibt der Abfallsektor erneut unter der im Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von neun Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten.
Der Trend, dass die Emissionsmengen im Bereich des Abfallsektors seit vielen Jahren konstant sinken, setzt sich auch in diesem Jahr fort. Dies wird im Wesentlichen durch die sinkenden Emissionen aus der Abfalldeponierung infolge des Verbots der Deponierung organischer Abfälle bestimmt.
Die Vorschläge des DStGB zur Verbesserung und Förderung der verschiedenen Sektoren sollten Eingang in das Sofortprogramm Klimaschutz des Bundes finden und sind abrufbar unter: https://www.dstgb.de/publikationen/positionspapiere/
Die Pressemitteilung finden Sie hier: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/treibhausgasemissionen-stiegen-2021-um-45-prozent