Vor nicht einmal 20 Jahren herrschte in Serbien noch Krieg. Doch schon kurz nach Ende des Krieges entstanden erste persönliche Beziehungen von Bersenbrück nach Ruma. Gerade das Engagement vieler Menschen auf beiden Seiten der Partnerschaft erlaubt es den Menschen der Orte in ausgiebigen Kontakt zu treten. Dadurch kommen nicht nur interessante Reisen zwischen den Ortschaften zustande. Es entstehen auch Freundschaften, Vertrauen und Verständnis für die Kultur des Anderen.
In die Beziehung zu Ruma sind auf Bersenbrücker Seite viele Akteure eingebunden. Maßgeblichen Anteil an der Ausgestaltung der Verbindung hat dabei die Politik. So gab es schon ein Treffen zwischen Bürgermeister Horst Baier (Bersenbrück) und dem serbischen Nationalparlamentsabgeordneten Milan Novakovic. Dabei wurden unter anderem Möglichkeiten der wirtschaftlichen Kooperation mit Unternehmen aus dem Osnabrücker Land sondiert und sich über das Wahlsystem in Serbien ausgetauscht. Darüber hinaus nahm auch der SPD-Ortsverein Alfhausen an einer Delegationsreise nach Ruma teil. Bei Treffen in Belgrad wurden dabei interessante Gespräche mit der lokalen Politik und Zivilgesellschaft geführt.
Herzstück der Beziehung zwischen Ruma und Bersenbrück ist der Schüleraustausch. Regelmäßig bekommen Schülergruppen aus Bersenbrück und Ruma die Chance, sich bei einer Reise in die Partnerkommune mit der Stadt und dem Land vertraut zu machen. Dabei wird voll und ganz auf die Unterbringung in Gastfamilien gesetzt. Zwar ist die Kommunikation dadurch nicht immer ganz einfach, doch die Schüler lernen das Gastland aus nächster Nähe kennen. Darüber hinaus werden während der Aufenthalte viele Aktivitäten mit einheimischen Schülern unternommen. So wird den Schülern die Geschichte und Kultur der Städte mehr als nur beigebracht, sie wird im Austausch mit den einheimischen Schülern erlebbar. Nicht selten entstehen so Freundschaften über Ländergrenzen hinweg.
Letztlich werden auch die Religionen in den Austausch eingebunden. Bei einem Treffen zwischen der Bersenbrücker Delegation und Vertretern der jüdischen und katholischen Gemeinden in Belgrad, betonten die Geistlichen den Wert der Kommunikation zwischen den Glaubensrichtungen. Darüber hinaus wurde auch die deutsche Geschichte in Serbien angesprochen. Bis 1945 lebten viele sogenannte „Donauschwaben“ in Serbien. Von dieser Zeit zeugt auch noch die alte deutsche katholische Kirche in Ruma. Da es heute kaum noch Deutsche in Ruma gibt, ist sie jedoch stark verfallen. In der Bevölkerung ist der Wunsch groß, sie zu renovieren, denn sie wird als Teil der Geschichte der Stadt gesehen, auch wenn es keine Gemeinde mehr gibt, die die Kirche nutzen würde.
Ein großer Schritt in der Zusammenarbeit von Bersenbrück und Ruma erfolgte im Rahmen des Auftaktworkshops Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaften. Die Partnerschaft nimmt an dem Pilotprojekt der Engagement Global gGmbH und ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) teil. Während des Workshops arbeiteten die Partner weitere Wege der Kooperation, vor allem beim Thema Nachhaltigkeit, heraus. Als Höhepunkt der Veranstaltung unterzeichneten Ruma und Bersenbrück ein Memorandum of Understanding (Absichtserklärung) und verbrieften so die lange Beziehung, die sie pflegen. Diese Verschriftlichung der Beziehungen zwischen Ruma und Bersenbrück ist ein Beweis für das Vertrauen, das über die Jahre zwischen den Partnern entstanden ist.
Foto: © Barbara Frommann