In zwölf Klein- und Mittelstädten wurden die spezifischen Bedingungen für Integration in kleinen Städten und Landkreisen analysiert und die jeweiligen Potenziale für die Integration von Zuwanderern ermittelt, wobei die wissenschaftliche Begleitung auch aktivierende Elemente beinhaltete. Neben dem nun vorliegenden Ergebnisbericht (231 Seiten) sollen im Dezember 2011 insbesondere die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen in einer übersichtlicheren Handreichung zur Verfügung stehen. DStGB-Präsident Bürgermeister Roland Schäfer betonte aus Anlass der Abschlusstagung, dass die Städte und Gemeinden des ländlichen Raums im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung wichtige Beiträge zur Integration leisten, und er zeigte sich überzeugt, dass die Kommunen die im Forschungs-Praxis-Projekt erarbeiteten Handlungsempfehlungen als Anregungen für ihre Integrationsarbeit aufgreifen werden.
Die Schader-Stiftung, Projektträger und -koordinator, führte das Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Deutschen Landkreistag durch. Sabine Süß, Geschäftsführender Vorstand der Schader-Stiftung, hob hervor: „Mit dem Projekt sind wichtige Diskussionsprozesse über den Stellenwert und die Bedeutung der Integrationsarbeit in den ländlichen Kommunen angestoßen und mehr Aufmerksamkeit für das Thema Integration in Politik und Öffentlichkeit in den Kommunen erreicht worden“. Finanziert wurde das Projekt über Fördermittel aus dem Europäischen Integrationsfonds, die Projektförderung des BAMF und eine ergänzende Finanzierung der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration. Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich und Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer sind Schirmherrn des Projektes.
In seinem einleitenden Vortrag „Potenziale nutzen – Integration als Chance“ betonte Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär im BMI, den Wert der Integration für die Attraktivität des ländlichen Raums: „Gelungene Vielfalt und erfolgreiche Integration sind eine erhebliche Chance für die Regionalentwicklung und für den ländlichen Raum ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor.“
Manfred Schmidt, Präsident des BAMF, erklärte in seinem Grußwort: „Für die Arbeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sind die Erkenntnisse aus dem Projekt von großem Wert. Sie können dazu beitragen, dass die Integrationsangebote des Bundes Migrantinnen und Migranten im ländlichen Raum noch besser erreichen.“
Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, bewertete die Ergebnisse als wegweisend für die Arbeit vor Ort: „Kommunen im ländlichen Raum erhalten wichtige Impulse, um Integration als Schwerpunktthema zu erkennen und zu gestalten. Eine zentrale Rolle spielen die interkulturelle Öffnung der Verwaltung und die Vernetzung der Akteure wie Behörden, Arbeitsagenturen, Sprachkursträger, Kindergärten und Schulen.“
Vor etwa 250 Tagungsgästen wurden die Kernergebnisse des Projektes vorgestellt und von den beteiligten Seiten mit Anerkennung gewürdigt und diskutiert. Die Ergebnisse leisten einen zukunftsorientierten Beitrag zur Integrationsforschung und geben Anstöße zur Verbesserung der strukturellen Bedingungen für die Integration von Zuwanderern in kleinen und mittleren Städten des ländlichen Raums. Dabei zeigte sich:
Der ländliche Raum in Deutschland ist heterogen und vielfältig, entsprechend differenziert ist die Ausgestaltung kommunaler integrationspolitischer Ansätze. Spezifische Probleme für die Integrationsarbeit im ländlichen Raum sind der vergleichsweise niedrige Anteil von Migrantinnen und Migranten, wobei der Grad der Zuwanderung von der Wirtschaftskraft einer Region abhängig ist, die geringe Siedlungsdichte, Mobilitätsdefizite und die damit verbundene schlechte Erreichbarkeit von Dienstleistungs- und Infrastrukturangeboten. Hinzu kommen die begrenzten Möglichkeiten kommunalpolitischen Handelns aufgrund enger finanzieller Spielräume, fehlende Personalressourcen in der Verwaltung und die begrenzte Zahl an professionellen Akteuren und Kooperationspartnern.
Charakteristisch für den ländlichen Raum ist die große Bedeutung von Nachbarschaft und der Einbindung in zivilgesellschaftliche Strukturen, aktive Einzelpersonen spielen eine zentrale Rolle. Es besteht ein hohes Maß an Öffentlichkeit, Rückzugsmöglichkeiten in die Anonymität gibt es kaum. Der Sozialraum einer Kleinstadt ermöglicht leichter persönliche Kontakte zwischen Einheimischen und Zugewanderten, gleichzeitig können durch das sichtbare Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansprüche Konflikte entstehen.
Für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Kommunen im ländlichen Raum sind die Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt und eine offensive Anerkennungs- und Willkommenskultur für Zuwanderer von zentraler Bedeutung. Integration sollte fester Bestandteil einer kommunalen Entwicklungsstrategie werden und auf gemeinsam erarbeiteten integrationspolitischen Leitlinien basieren. Entscheidend ist, dass die Verwaltungsspitze Integration als strategisches kommunalpolitisches Zukunftsthema erkennt und aufgreift.
Kommunen sollten Integration zu einer kommunalen Daueraufgabe machen und querschnittsorientiert in der Verwaltung verankern. Dazu zählt die Installierung eines festen Ansprechpartners innerhalb der Verwaltung und als Koordinator zur Vernetzung aller integrationsrelevanten Akteure und Einrichtungen (z.B. ein Integrationsbeauftragter). Vor allem in der Vernetzung und der Kooperation mit Migranten bzw. Migrantengruppen steckt ein erhebliches Potenzial zur Stärkung der Integrationsarbeit. Die interkulturelle Öffnung der kommunalen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen erhöht die Mitwirkungs- und Teilhabechancen.
Befristete Projektförderungen haben zwar wichtige Anstoß- und Innovationseffekte, allerdings erzeugen sie einen hohen Verwaltungs- und Antragsaufwand, der von den kleinen Städten nur bedingt geleistet werden kann, und bieten keine personelle und programmatische Kontinuität. Da Integration als freiwillige Leistung aufgrund der allgemeinen Misere der Kommunalhaushalte immer der Gefahr einer Unterfinanzierung ausgesetzt ist, benötigen die Kommunen eine verlässliche Finanzausstattung. (Quelle: Schader-Stiftung in http://idw-online.de/de/news444998)
Die Abschlusspublikation (231 Seiten) kann kostenfrei bei der Schader-Stiftung bestellt werden unter: buchbestellung@schader-stiftung.de. Sobald die für Dezember 2011 angekündigte Handreichung mit den Handlungsempfehlungen zur Verfügung steht, wird die DStGB-Hauptgeschäftsstelle erneut hierüber informieren. Im Übrigen erhalten Sie weitere Infos zum gesamten Verlauf des Projektes unter www.integrationspotenziale.de.