Abschluss des Projekts „Integrationspotenziale ländlicher Regionen im Strukturwandel“

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sich abzeichnenden Fachkräftemangels haben die Themen Zuwanderung und Integration in Kommunen des ländlichen Raums an Bedeutung gewonnen. So lassen sich in entwicklungsstrategische Planungen auch Elemente einbauen, welche die Attraktivität der Stadt für Menschen mit Migrationshintergrund steigern. Derartige strategische Wandlungsprozesse können durch eine Vielzahl von kommunalen Maßnahmen gefördert werden und erfordern oft einen „Kulturwandel“, der Zeit benötigt. Ergebnisse und Praxisbeispiele aus den Modellkommunen sind im 160 Seiten starken Band „Interkulturelle Öffnung und Willkommenskultur in strukturschwachen ländlichen Regionen – Ein Handbuch für Kommunen“ dargestellt, das kostenlos über www.schader-stiftung.de zu beziehen ist.

In der Integrationsdebatte rücken die Themen „Interkulturelle Öffnung“ und „Willkommenskultur“ und damit die Anforderungen an die Aufnahmegesellschaft stärker in den Fokus. Der demografische Wandel und der sich abzeichnende Fachkräftemangel haben diese Neuausrichtung begünstigt und gleichzeitig einen Perspektivwechsel von einer problemorientierten hin zu einer potenzialorientierten Sicht auf Migration und Integration eingeleitet. Die Städte und Gemeinden in den strukturschwachen ländlichen Regionen stehen vor großen Herausforderungen. Ihre Bewohnerschaft schrumpft und altert, gleichzeitig wird die Gesellschaft sozial und kulturell vielfältiger. Dies hat Folgen nicht nur für das Zusammenleben, sondern für die Kommune als Wohn- und Wirtschaftsstandort insgesamt. Integration ist deshalb ein wichtiges Zukunftsthema. Manche Städte und Gemeinden haben erkannt, dass ihre Entwicklung auch von der Erschließung vorhandener Potenziale und der Gewinnung neuer Bewohner abhängt. Dies erfordert eine Neuausrichtung der lokalen Politik. Unter dem „Druck der Demografie“ vollziehen sich Öffnungsprozesse in den ländlichen Kommunen gegenüber Migrantinnen und Migranten.

Vor diesem Hintergrund führte die Schader-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, dem DStGB und dem DLT das Forschungs-Praxis-Projekt „Integrationspotenziale ländlicher Regionen im Strukturwandel“ (2012 bis 2014) durch. Anliegen des Projektes war es, die Herausforderungen des demografischen Wandels in den ländlichen Kommunen mit Fragen der Integration und der Fachkräftesicherung zu verknüpfen. Mit Hilfe einer Potenzialanalyse und eines im Anschluss durchgeführten Seminar- und Coachingverfahrens hat das Projekt interkulturelle Öffnungsprozesse in den Kommunen eingeleitet und Anstöße für den Aufbau einer Anerkennungs- und Willkommenskultur gegeben. Ziel war es, durch eine strategische Neuausrichtung der kommunalen Integrationspolitik die Teilhabechancen der in den Kommunen lebenden Zuwanderer zu verbessern und ihre Potenziale für kommunale Entwicklungsprozesse zu erschließen und mit der interkulturellen Öffnung die Attraktivität der Kommunen für mögliche Neuzuwanderer zu erhöhen.

Die nun veröffentlichte Publikation „Interkulturelle Öffnung und Willkommenskultur in strukturschwachen ländlichen Regionen – Ein Handbuch für Kommunen“ gibt die Ergebnisse des Projekts in komprimierter Form wieder. Sie versteht sich als Handbuch für die kommunale Praxis in ländlichen Regionen. Im Zentrum stehen die Erfahrungen aus dem Beratungs- und Coachingsprozess zur interkulturellen Öffnung der kommunalen Verwaltung in den Projektkommunen und die Ansätze zur Etablierung einer Anerkennungs- und Willkommenskultur. Ergänzt werden diese durch eine Beschreibung der Rahmenbedingungen ländlicher Kommunen. Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der kommunalen Integrationspolitik mit anschaulichen Beispielen guter Praxis runden die Publikation ab. Wie die Ergebnisse zeigen, konnten die Kommunen sehr unterschiedlich von dem Projekt profitieren. Positiv wurde von vielen Kommunen hervorgehoben, dass der Rahmen und die klaren terminlichen Festlegungen es überhaupt ermöglicht hätten, sich mit dem Thema interkulturelle Öffnung intensiv auseinanderzusetzen, das eigene Verwaltungshandeln zu reflektieren und Neues auf den Weg zu bringen. Interkulturelle Öffnung ist als ein ganzheitlicher Veränderungsprozess der Verwaltungsstrukturen zu verstehen und erfordert daher, dass die verantwortlichen Leitungsebenen diese strategische Ausrichtung sowie klare Ziele für die zukünftige Gestaltung der kommunalen Integrationspolitik definieren und tragen.

Die Handlungsempfehlungen richten sich in erster Linie an die Kommunen. Sie benennen die zentralen Handlungsfelder und beschreiben erfolgversprechende Handlungsansätze und Maßnahmen. Gleichermaßen richten sie sich an Bund und Länder, die aufgefordert sind, Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche kommunale Integrationspolitik zu schaffen und Unterstützungsstrukturen anzubieten. Wobei gerade auf Länderebene vieles durch neue integrationsfördernde Programme, wie zum Beispiel das Förderprogramm „Wegweisende Integrationsansätze realisieren – WIR“ des Landes Hessen oder auch Gesetze, zum Beispiel das neue Integrations- und Teilhabegesetz des Landes Nordrhein-Westfalen, auf den Weg gebracht wurde.

Der DStGB wünscht allen Städten und Gemeinden, die Interkulturelle Öffnung vor Ort voranbringen wollen und sich den Aufbau einer Anerkennungs- und Willkommenskultur zum Ziel gesetzt haben, den Mut Neues zu wagen und den notwendigen langen Atem für ein gutes Gelingen und hofft, dass ihnen dieses Handbuch dafür Inspiration und Unterstützung bietet.

Informationen über den kostenlosen Bezug des genannten Handbuchs für Kommunen finden Sie unter www.schader-stiftung.de (Rubriken: Service / Publikationen / Vielfalt und Integration). Als eine Art Langfassung des Ergebnisberichts wird demnächst auch der ausführliche Bericht der begleitenden Wissenschaftler auf der Projektwebsite www.integrationspotenziale.de abrufbar sein.

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