Das sind erste Ergebnisse der Studie „Geflüchtete Familien“ (GeFam), die von Forscherinnen und Forschern am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Soziooekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erarbeitet wurde. Die GeFam-Studie stützt sich auf eine Längsschnittbefragung von 4.816 geflüchteten Erwachsenen und ihren 5.717 Kindern und wird überwiegend vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und aus dem Forschungsetat des IAB finanziert.
Bisher hat rund ein Drittel der befragten Flüchtlinge der Studie zufolge mit einem im Ausland erlernten Beruf die Anerkennung der mitgebrachten beruflichen Qualifikationen beantragt. Rund die Hälfte derjenigen, die einen Antrag auf Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikation gestellt haben, hat auch bereits eine Rückmeldung erhalten, die in 95 Prozent der Fälle mindestens eine teilweise Anerkennung beinhaltet. Bei Syrerinnen und Syrern wurde nach der Statistik zu den bundesrechtlich geregelten Berufen in mehr als drei Viertel der Verfahren die volle Gleichwertigkeit festgestellt.
Darüber hinaus ist knapp die Hälfte der Flüchtlinge daran interessiert, einen Schulabschluss in Deutschland zu machen. Deutlich mehr, nämlich zwei Drittel, streben einen beruflichen Abschluss an. Auch wenn nur ein Teil der Befragten seine Bildungsabsichten tatsächlich realisieren kann, sollte sich die derzeitige Qualifikationsstruktur der Geflüchteten somit mittelfristig noch verändern.
Angesichts der in den letzten Jahren gestiegenen Zahl der Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, ist davon auszugehen, dass sich die Anzahl der Anerkennungsanträge von Staatsangehörigen aus den Hauptherkunftsländern noch weiter erhöhen wird. So ist der Anteil Geflüchteter und Asylsuchender in den Beratungs- und Qualifizierungsangeboten des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) stetig gestiegen und lag im ersten Halbjahr 2017 in der Anerkennungsberatung bei 44 Prozent und den Qualifizierungsmaßnahmen bei 35 Prozent.
Die Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung werden ab November in anonymisierter Form der Forschungscommunity zur Verfügung gestellt. Aufgegriffen wird dies bereits im Rahmen der Förderbekanntmachung „Migration und gesellschaftlicher Wandel“ des BMBF, auf die sich zahlreiche Geistes- und Sozialwissenschaftler mit innovativen Forschungsideen beworben haben. Bundesweit sind jetzt 18 Forschungsprojekte zur Förderung ausgewählt worden. So wird beispielsweise der Forschungsverbund „Diversität und Wandel der Erziehung in Migrantenfamilien aus der Perspektive von Eltern und Fachpraxis (DIWAN)“ den kulturellen Wandel und die migrationsbedingte Diversität von Erziehungsleitbildern in Deutschland seit den 1980er Jahren untersuchen. Die Analyse von Leitbildern in neu zugewanderten Familien erfolgt u.a. auf Grundlage der Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung Geflüchteter. Auch im Forschungsverbund „Affektive und kulturelle Dimensionen von Integration infolge von Flucht und Zuwanderung (AFFIN)“ werden unter anderem IAB-BAMF-SOEP-Daten genutzt, um einen Vergleich der Werthaltung von Geflüchteten mit der einheimischen Bevölkerung durchzuführen.
Das BMBF stärkt mit verschiedenen Aktivitäten die Migrationsforschung in Deutschland. Neben den 18 Migrationsforschungsprojekten der Förderbekanntmachung „Migration und gesellschaftlicher Wandel“ sowie den bereits seit einem Jahr laufenden Förderaktivitäten wie der GeFam-Studie fördert das BMBF auch acht Forschungsprojekte zur Migrationsthematik im Rahmen der Förderbekanntmachung „Zusammenhalt stärken in Zeiten von Krisen und Umbrüchen“.
Die Ergebnisse der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten ist im Anhang oder unter https://www.bmbf.de/de/erste-ergebnisse-aus-studie-gefluechtete-familien-4698.html abrufbar.