Vor 20 Jahren verabschiedeten die EU-Mitgliedstaaten einstimmig die FFH-Richtlinie, um „die am stärksten bedrohten Tiere und Lebensräume in ganz Europa zu schützen.“ Damit sollte auf den raschen Schwund von wildlebenden Tieren und Pflanzen sowie von Lebensräumen aufgrund von Veränderungen der Landnutzung, Umweltverschmutzung und Zersiedelung der Landschaft reagiert werden. Ferner wurde um Arten und Lebensräumen die Möglichkeit zur Erholung zu geben mit der Richtlinie das Natura-2000-Netz von geschützten Gebieten errichtet und über das Finanzierungsinstrument LIFE der Ausbau des Netzes strategisch gefördert.
Das Natura-2000-Netz umfasst bis jetzt mehr als 26 000 geschützte Gebiete mit einer Fläche, die der von Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik zusammen entspricht. Fast 18 % des Territoriums der EU sowie 200 000 km2 an geschützten Meeresgebieten sind inzwischen in das Netz einbezogen. Slowenien beispielsweise hat über ein Drittel seines Territoriums als geschützte Gebiete ausgewiesen. Die EU-Finanzierungsmittel für den Naturschutz LIFE wurden in den vergangenen 20 Jahren aufgestockt. LIFE hat über 1,2 Mrd. EUR für die Bewirtschaftung und Sanierung von mehr als 2000 Natura-2000-Gebieten in der EU beigesteuert.
Unter zur Hilfenahmen von LIFE-finanzierten Projekten konnten Arten erhalten werden, die bereits kurz vor dem Aussterben standen, wie die Flussperlmuschel in Deutschland und der Tschechischen Republik, die Abruzzen-Gämse in Italien, die Ungarische Wiesenotter und der Spanische Kaiseradler. LIFE unterstützt auch die Erhaltung der Rotbauchunke in Deutschland, Dänemark, Schweden und Lettland.
Hintergrund:
Natura 2000 ist kein System von Naturschutzgebieten im strikten Sinne, sondern basiert auf dem viel breiteren Prinzip des nachhaltigen Flächen- und Wassernutzungsmanagements. Wirtschaftliche Tätigkeiten in den Gebieten sind möglich, sofern sie deren Erhaltungsziele nicht gefährden. Natura 2000 hat zahlreiche Möglichkeiten für Freizeittätigkeiten und Fremdenverkehr eröffnet. Natur-2000-Gebiete ziehen jedes Jahr schätzungsweise 1,2 bis 2,2 Milliarden Besucher an, womit jährlich zwischen 5 und 9 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Die Einbeziehung lokaler Akteure in die Verwaltung von Natura 2000 soll von größter Bedeutung sein und bessere Möglichkeiten für ein nachhaltiges Flächennutzungsmanagement bieten. In Frankreich beispielsweise arbeiten die Behörden eng mit örtlichen Grundbesitzern zusammen, um für jedes Gebiet einen Bewirtschaftungsplan zu erstellen. Die wirksame Bewirtschaftung und Sanierung von Gebieten im Rahmen von Natura 2000 ist mit erheblichen Kosten verbunden, was von kommunaler Seite auch z.T. stark kritisiert wurde. Diese können teilweise durch EU-Gelder etwa aus dem Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und dem Regionalentwicklungsfonds gedeckt werden.
Die Kommission gibt zum Anlass des Jubiläums eine Festbroschüre über die FFH-Richtlinie heraus, die einige der vielen bisherigen Erfolge beleuchtet und den tatsächlichen EU-Mehrwert dieser Gesetzgebung in allen Mitgliedstaaten aufzeigt. In ganz Europa finden Festakte statt, in zahlreichen Natura-2000Gebieten in den EU-Mitgliedstaaten sind Sonderveranstaltungen vorgesehen, und über 300 LIFE-Veranstaltungen sind geplant. Im Oktober 2012 wird in Brüssel eine große Konferenz organisiert.