dbb-forsa-Umfrage: Gutes Image von Beamten, aber Kritik an Verwaltung

Zum Außenbild des Öffentlichen Dienstes:

Entgegen der vielerorts immer noch oft vertretenen Ansicht, dass die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes im Allgemeinen und die Beamten im Besonderen ein eher negatives Image haben, hat sich die tatsächliche Einstellung der Bevölkerung gegenüber den staatlichen Dienstleistern in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. 2007 hatten die Beamten bei 28 Prozent der Befragten selbst ein hohes Ansehen. 2013 ist der Anteil auf 38 Prozent gestiegen. Umgekehrt ist der Anteil derer, bei denen die Beamten ein niedriges Ansehen haben, von 24 Prozent 2007 auf 17 Prozent im Jahr 2013 zurückgegangen.

79 Prozent der Befragten bezeichnen die Beamten als pflichtbewusst, 76 Prozent als verantwortungsbewusst, 72 Prozent als zuverlässig und jeweils 68 Prozent als kompetent bzw. rechtschaffen. Als hilfsbereit stufen 65 Prozent, als unbestechlich 46 Prozent und als flexibel 34 Prozent die Beamten ein. Allerdings halten 2013 auch etwas mehr Bürger als 2012 die Beamten für stur (46 %) oder arrogant (36 %). 16 Prozent halten die Beamten für überflüssig. Vergleicht man das aktuelle Beamtenprofil mit dem von 2007, so zeigt sich eine positive Verschiebung: Alle positiven Eigenschaften werden den Beamten 2013 häufiger, alle negativen seltener zugerechnet als 2007.

2007 hatten nur fünf Berufsgruppen ein schlechteres Ansehen als die Beamten. 2013 sind es neun Berufsgruppen, die ein geringeres Ansehen als die Beamten haben. An der generellen Image-Rangfolge hat sich auch 2013 wenig geändert: Der Feuerwehrmann genießt unverändert das höchste Ansehen, gefolgt von Kranken- und Altenpflegern und Ärzten.

Zur Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes:

81 Prozent der Befragten halten eine starke öffentliche Verwaltung für unerlässlich. 60 Prozent meinten, dass der öffentliche Dienst eine flächendeckende Versorgung aller Bürger mit öffentlichen Dienstleistungen garantiere. Bei der Beurteilung der Effizienz der öffentlichen Verwaltung überwiegen allerdings auch 2013 weiterhin eher kritische Urteile. So meinen 77 Prozent, die Verwaltung sei zu schwerfällig, 70 Prozent sehen die Freiheit des einzelnen Bürgers durch mehr Vorschriften und Regulierungen immer stärker eingeschränkt und jeweils 68 Prozent sind der Meinung, die öffentliche Verwaltung sei zu aufgebläht bzw. es werde generell zu viel verwaltet und zu wenig der Eigeninitiative der Bürger überlassen. Der Anteil der skeptischen Wertungen ist allerdings im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen. Etwas angestiegen ist der Anteil derer, die der Verwaltung bescheinigen, heute bürgerfreundlicher als früher zu sein.

Bürger und Verwaltung:

Wie in den Vorjahren haben die Bürger, die im letzten Jahr eine Behörde aufgesucht haben, mehrheitlich eher positive Erfahrungen gemacht. 87 Prozent der Befragten gaben an, dass sie von den Mitarbeitern freundlich behandelt wurden und, dass sie die Mitarbeiter als gut qualifiziert für ihre Tätigkeit betrachten. Bei 69 Prozent wurde ihre Angelegenheit sofort bearbeitet. Diejenigen, die häufigeren Kontakt mit Behörden haben, beklagen sich eher als nur sporadische Behördenbesucher über die Behandlung bei den Behörden. Schlechtere Noten als der Durchschnitt aller Behördenbesucher stellen im Übrigen auch die Arbeiter und Selbständigen den Behörden aus. Am zufriedensten sind mit der Behandlung bei den Behörden die älteren, über 60 Jahre alten Bürger.

Der Auffassung, dass man heute immer weniger Staat brauche, stimmen 2013 noch 13 Prozent aller Bürger zu. Demgegenüber sind 76 Prozent der Meinung, dass ein starker Staat benötigt wird, der die Bürger vor ausufernden Entwicklungen schützen kann. Während die Mehrheit der Bürger einen starken Staat befürwortet, glaubt nur eine Minderheit, dass der Staat noch mächtig genug ist, sich gegen die Interessen global operierender Konzerne und Banken durchsetzen zu können. Der ungebrochen starke Wunsch nach einem starken Staat führt auch dazu, dass der Anteil der Bürger, die der Meinung sind, es gäbe in Deutschland zu viel staatliche Bürokratie, in den letzten drei Jahren kontinuierlich zurückgeht. 2013 glauben dies noch 55 Prozent. Angestiegen ist hingegen der Anteil derer, die das Ausmaß der staatlichen Bürokratie für ausgewogen und richtig halten (von 33 Prozent in den Jahren 2010 und 2011 auf 39 Prozent im Jahr 2013).

Dass der öffentliche Dienst die Steuerzahler zu viel Geld kostet, meinten 2007 noch 58 Prozent. 2013 ist dieser Anteil auf 43 Prozent gesunken. Die Mehrheit von 52 Prozent meint heute, dass dies nicht der Fall ist.

Staat und Privatisierung:

In der öffentlichen Diskussion wird von manchen immer wieder eine über den bisherigen Umfang hinausgehende Privatisierung weiterer bislang staatlicher Dienstleistungen gefordert. Trotz aller noch immer partiell geübten Kritik an der Bürokratie teilten viele Bürger diesen Ruf nach mehr Privatisierung in den letzten sechs Jahren nicht. Diese Privatisierungs-Skepsis findet sich auch 2013 wieder. Im aktuellen „Öffentlicher-Dienst-Monitor“ ist es für nahezu alle Bürger nicht vorstellbar, dass Aufgaben wie die der Polizei, des Gerichtswesens oder des Strafvollzugs privatisiert werden könnten. Eine große Mehrheit kann sich dies auch nicht von der Finanzverwaltung, der Feuerwehr, den Schulen und der Rentenversicherung vorstellen. Eine Privatisierung der Dienstleistung können sich die Bürger auch 2013 am ehesten noch im Bereich der Müllentsorgung, der Energieversorgung, beim öffentlichen Nahverkehr sowie bei Theatern und Museen vorstellen.

Bei der Einschätzung der Leistungen der privatisierten bzw. zum Teil privatisierten Dienstleistungen ist auch 2013 die Mehrheit der Befragten nicht der Meinung, dass die Leistungen der Unternehmen nach der Privatisierung besser geworden sind. So sieht die Mehrheit der Befragten in den Bereichen Briefpost, Energieversorgung, öffentlicher Nahverkehr, Krankenhäuser und vor allem Bahn und Wohnungen keine Verbesserungen der Leistungen nach der Privatisierung. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch 2013 bei der Einschätzung der Kosten der privatisierten bzw. zum Teil privatisierten Dienstleistungen. Nur die Kosten der Telekommunikation sind nach Meinungen von 47 Prozent nach der Privatisierung niedriger als vorher; in allen anderen Bereichen sehen die Befragten mehrheitlich eine Kostensteigerung. Gestiegen sind nach Einschätzung der Befragten vor allem die Kosten der Energieversorgung, der Bahn und der Verkehrsmittel im öffentlichen Nahverkehr sowie die Wohnungskosten.

Der Anteil derer, die für weitere Privatisierungen öffentlicher Dienstleistungen sind, sinkt 2013 auf 12 Prozent. 60 Prozent halten das momentane Verhältnis öffentlicher und privater Dienstleistungen für richtig. 24 Prozent meinen, dass privatisierte Leistungen wieder in den öffentlichen Dienst überführt werden sollten.

Öffentlicher Dienst aus Sicht seiner Beschäftigten:

2007 waren noch 40 Prozent der im öffentlichen Dienst Beschäftigten der Ansicht, das Ansehen des öffentlichen Dienstes sei gering. Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren um 11 Prozentpunkte auf aktuell 29 Prozent gefallen. Der Anteil derer, die das Ansehen des öffentlichen Dienstes in der Öffentlichkeit für groß halten, ist im gleichen Zeitraum von 18 auf 23 Prozent gestiegen. Eine Minderheit von 13 Prozent der öffentlich Bediensteten ist der Ansicht, die Einstellung zum öffentlichen Dienst sei in den letzten Jahren freundlicher geworden. 30 Prozent sehen eine negativere Einstellung zum öffentlichen Dienst und 55 Prozent sind der Ansicht, die Einstellung der Bevölkerung zum öffentlichen Dienst hätte sich nicht geändert. Dass die Medien über den öffentlichen Dienst alles in allem objektiv und neutral berichten, meinten 2007 nur 27 Prozent der Beamten und Tarifbeschäftigten. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und 2013 gehen 43 Prozent von einer objektiven und neutralen Berichterstattung aus. Nach wie vor ist allerdings eine Mehrheit der öffentlich Bediensteten (52 %) der Ansicht, die Berichterstattung über den öffentlichen Dienst in den Medien wäre nicht objektiv und eher unfreundlich.

An der Einschätzung zur Entwicklung der Einkommenssituation im öffentlichen Dienst hat sich seit 2007 wenig geändert: Nach wie vor ist die große Mehrheit der öffentlich Bediensteten der Ansicht, ihre Einkommen seien im Vergleich zu denen in der freien Wirtschaft weniger stark gestiegen. Eine positive Entwicklung der Einkommenssituation sehen Beamte und Tarifbeschäftigte in Ostdeutschland etwas häufiger als ihre „Kollegen“ in Westdeutschland.

Wie bereits im Vorjahr sind 71 Prozent der öffentlich Bediensteten mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden, 12 Prozent unzufrieden. Die Arbeitsbedingen im öffentlichen Dienst haben sich nach Ansicht von 18 Prozent der öffentlich Bediensteten in den letzten Jahren verbessert, nach Meinung von 44 Prozent allerdings verschlechtert. Tarifbeschäftigte sehen etwas häufiger als Beamte und Ostdeutsche etwas häufiger als Westdeutsche eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen.

Nachdem der Anteil derer, die den öffentlichen Dienst für Berufseinsteiger für attraktiv hielten, in den vergangenen drei Jahren etwas zurückgegangen ist, steigt er 2013 wieder etwas an. Tarifangehörige halten den öffentlichen Dienst für Berufseinsteiger häufiger für attraktiv als Beamte, und Ostdeutsche häufiger als Westdeutsche. 57 Prozent der öffentlich Bediensteten halten 2013 die Bezahlung der Anwärter und Auszubildenden im öffentlichen Dienst für angemessen, 29 Prozent für nicht angemessen. Die Aufstiegs- und Karrierechancen werden nach wie vor von den öffentlich Bediensteten im Vergleich zur Privatwirtschaft als eher schlechter eingeschätzt (66 %). 24 Prozent sind der Meinung, die Aufstiegs- und Karrierechancen wären genauso gut, lediglich 8 Prozent halten sie für besser als in der Privatwirtschaft.

Die Mehrheit der im öffentlichen Dienst Beschäftigten (55 %) sieht ihren Arbeitgeber beim Werben von Berufseinsteigern und Fachkräften gegenüber der Privatwirtschaft im Nachteil. 22 Prozent sehen ihren Arbeitgeber im Vorteil, 23 Prozent weder im Vor- noch im Nachteil. Von denen, die den öffentlichen Dienst beim Werben um Berufseinsteiger und Fachkräfte im Vorteil sehen, geben 78 Prozent als Grund hierfür die höhere „Sicherheit“ der Arbeitsverhältnisse an. Die Sicherheit der Arbeitsverhältnisse sehen Beamte häufiger als Tarifbeschäftigte als Vorteil. Mit deutlichem Abstand folgen die Entlohnung, die Arbeitsbedingungen, die Vielfalt und Aufstiegsmöglichkeiten, die generelle Attraktivität sowie der Status bzw. die öffentliche Wertschätzung. Diejenigen, die den öffentlichen Dienst im Nachteil sehen, nennen zuerst mit 52 Prozent die „schlechtere Entlohnung“ als Hauptgrund. Mit etwas Abstand folgt mit 34 Prozent das Argument der „mangelnden Vielfältigkeit bzw. Karrieremöglichkeiten“ im Vergleich zur Privatwirtschaft. In der mangelnden Flexibilität, generellen Unattraktivität sowie mangelnden Kommunikation des öffentlichen Dienstes sehen nur wenige den Grund dafür, dass der öffentliche Dienst beim Werben von Berufseinsteigern und Fachkräften im Nachteil ist.

Öffentlicher Dienst als potenzieller Arbeitgeber:

Vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel und Nachwuchsproblemen wurden im Rahmen der Bürgerbefragung 2013 wiederum 14- bis 18- jährige Jugendliche nach ihren Motiven für ihre anstehende Ausbildungs- und Berufswahl und der Attraktivität des öffentlichen Dienstes befragt. Für die meisten Jugendlichen sind gute Weiterbildungsmöglichkeiten (91 %), ein sicherer Arbeitsplatz (88 %) und das Entfalten von Interessen und Neigungen (83 %) besonders wichtig bei der Entscheidung für eine Ausbildung bzw. einen Beruf. Im Hinblick auf eine Berufswahl im öffentlichen Dienst spielen die einzelnen Motive für die Jugendlichen – mit Ausnahme der Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten sowie der Arbeit mit modernster Technik – eine etwas geringere Rolle als bei der generellen Berufswahl.

Für 62 Prozent der Jugendlichen kommt eine Ausbildung oder ein späterer Berufseinstieg im öffentlichen Dienst in Betracht, 34 Prozent schließen das aus. 56 Prozent der 14- bis 18-Jährigen, die sich eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst vorstellen können, haben bereits eine Vorstellung davon, welche spezielle Behörde oder öffentliche Einrichtung sie interessiert. 40 Prozent haben keine konkrete Vorstellung. 63 Prozent der Jugendlichen, für die der öffentliche Dienst als Arbeitgeber in Betracht kommt, sagen, ihre Freunde hätten positiv auf ihre Überlegungen reagiert, im öffentlichen Dienst zu arbeiten. Keiner berichtet von negativen Reaktionen ihrer Freunde.

Die vollständigen Ergebnisse der „Bürgerbefragung öffentlicher Dienst 2013“ stehen im Downloadbereich von www.dbb.de zur Verfügung.

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