DStGB-Online: Wann ist der Feldversuch „Dial4Light“ in Lemgo gestartet?
Frank Bräuer: Er wurde vor ca. 3 Jahren gestartet.
DStGB-Online: Wie kam die Idee für das Projekt zustande?
Dieter Grote: Ich sprach die Stadtwerke Lemgo auf die Problematik an, dass Bürgerinnen und Bürger in Dörentrup, in meinem Fall die Kinder, sich nach 23.00 Uhr zu Fuß oder mit dem Fahrrad, auf unbeleuchteten Straßen und Wegen bewegen mussten. Einer Ausweitung der Leuchtzeiten standen und stehen jedoch die hohen Energiekosten entgegen.
Bei einer Veranstaltung in einer Ausstellung der Stadtwerke Lemgo schaute ich mir mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke Lemgo (Arnd Oberscheven) einige der ausgestellten Exponate an. Unter anderem einen Stromzähler in den man eine Münze werfen konnte, um den häuslichen Strombedarf zu decken.
Blitzartig kam mir die Idee zur „ Straßenbeleuchtung per Anruf“. Ich teilte Herrn Oberscheven diese Idee mit und innerhalb einer Minute sagte er: „Das ist eine brilliante Idee, das setzen wir probeweise um“.Vier Wochen später war die erste Strecke in Dörentrup installiert.
Die Stadtwerke entwickelten die Technik weiter: „Dial4light“ war geboren. Das Medieninteresse war auch damals schon riesig. Alle Fernsehsender Deutschlands waren vor Ort. Von der FAZ bis zur BILD haben alle Tageszeitungen und viele Zeitschriften darüber berichtet.
DStGB-Online: Können Sie kurz die bisherige Umsetzung und Entwicklung des Projektes skizzieren?
Frank Bräuer: Nach der Installation der ersten „Teststrecke“ wurde die Technik perfektioniert und die Straßenbeleuchtung im Ortsteil Schwelentrup komplett mit „Dial4light“ schaltbar gemacht. Das Licht kann nun per Anruf und mit Nennen des jeweiligen Streckencodes für 15 Minuten angeschaltet werden (abhängig von der jeweiligen Streckenlänge). Das kostet den Nutzer maximal seine Telefongebühr ins Festnetz. Bei einer Flatrate kostet es den Bürger nichts. Die Kosten für den Strom, Modem, Montage, Lizenzen usw. übernimmt die Gemeinde. Die geringen Investitionen amortisieren sich bereits nach ca. 3 Jahren. Da die Leuchtzeiten in der Kommune mit Hilfe von Dial4Light bedarfsgerecht und nutzerfreundlich geschaltet werden, verringern sich die Energiekosten für die Gemeinde.
DStGB-Online: Wie verlaufen die Registrierung bei den Stadtwerken und die anschließende Nutzung des Stromangebotes?
Frank Bräuer: Der Bürger muss sich einmalig und kostenlos mit seiner Telefonnummer registrieren. Dazu ruft man die Internetseite www.dial4light.de auf. Im Dialogfeld muss nun die Telefonnummer (Handy oder Festnetz) eingegeben werden. Nur registrierte Bürger können die Straßenbeleuchtung schalten. Nach der Registrierung steht der Service unmittelbar zur Verfügung. Die „Dial4light“-Strecken sind auf der Plattform zu finden. Wenn die Einwahlnummer gewählt wurde und der entsprechende Streckencode in das Telefon gesprochen oder eingetippt wurde, schaltet sich die Beleuchtung der Straße innerhalb weniger Sekunden ein. Der entsprechende Streckencode ist an jedem Leuchtenmast der Strecke aufgebracht. Durch die Registrierung wird ein Missbrauch der Straßenbeleuchtung vermieden. Über die Dial4Light Datenbank der Stadtwerke Lemgo können die Kommunen die Leucht- und Schaltzeiten optimieren. Die Montagezeiten für ein Dial4Light Modul beträgt dabei ca. 15 Minuten. „Dial4light“ ist ohne Umrüstung der Leuchtmittel oder Tiefbaumaßnahmen einsetzbar.
DStGB-Online: Wie wird das Angebot von den Bürgern vor Ort aufgenommen und wie rege wird es bisher genutzt?
Frank Bräuer: Der Erfolg ist unbeschreiblich. Die Bürger nutzen „Dial4light“ pro Nacht/Strecke im Schnitt 1-2 Mal.
Die Bürger stehen hinter „Dial4light“ und das ist nahe liegend, denn die Sicherheit für den Bürger ist durch Dial4Light gewährleistet. Die Beleuchtung auf Straßen und Wegen kann individuell vom Bürger eingeschaltet werden. Zudem werden erhebliche Energiekosten gespart und durch den so verminderten CO2-Ausstoß wird die Umwelt geschont.
DStGB-Online: Auf welche Gebiete wurde das Projekt bisher ausgedehnt?
Bernd Klemme: Dörentrup wird in naher Zukunft komplett mit „Dial4light“ ausgestattet. Es wird dabei auch an Industriegebiete oder Sportplätze gedacht.
DStGB-Online: In welchen weiteren Kommunen wird das Projekt bereits umgesetzt? Welche sollen in Zukunft folgen?
Bernd Klemme: In den Gemeinden Rahden, Dörentrup und Lemgo ist „Dial4light“ aktiv. Wobei in Rahden die Kosten für eine Lichtschaltung vom Nutzer getragen werden müssen (auf Wunsch der Gemeinde Rahden). Die Stadtwerke Lemgo empfehlen jedoch, dass die Gemeinde die Energiekosten für die Lichtschaltungen tragen soll, spart diese doch durch die bedarfsgerechte Schaltung der öffentlichen Beleuchtung.
DStGB-Online: Wie wird die Idee im internationalen Raum wahrgenommen?
Bernd Klemme: Die Resonanz ist unglaublich. Die Stadtwerke Lemgo haben mittlerweile Anfragen aus 26 Ländern. Internationale Investoren signalisieren Interesse an Exklusivlizenzen für das jeweilige Land.
Anbei zwei Beispiele, das Time Magazin sowie die Businessweek. Dies ist nur ein kleiner Teil des weltweiten Interesses an Dial4light.
DStGB-Online: Können Sie kurz aus Ihrer Sicht die Vorteile nennen, die sich für den Bürger durch die Nutzung ergeben?
Frank Bräuer:
1. Zusätzliche Sicherheit durch individuelle Schaltmöglichkeiten auf vorher unbeleuchteten Wegen (Bürgerinnen und Bürger sowie Einsatzkräfte)
2. Energieeinsparung
3. Minderung von CO2-Emissionen
DStGB-Online: Welche Kosten ergeben sich für den Nutzer des Stromangebotes?
Frank Bräuer: Nur die eventuell anfallenden Telefonkosten. Bei einer Flatrate fallen keine Kosten für diesen Dienst an. Die Kosten für Strom usw. trägt die Gemeinde.
DStGB-Online: Sind diejenigen Bürger, die kein Handy besitzen, im Rahmen dieses Projektes nicht benachteiligt?
Frank Bräuer: Benachteiligt ist niemand. „Dial4light“ kann auch vom Festnetz bedient werden. Außerdem gibt es auch hier viele individuelle Möglichkeiten, wie zum Beispiel der Wirt, der seinem Gast das Licht für den Heimweg einschaltet (wird auch so praktiziert). Außerdem ist der Gebrauch eines Handys zeitgemäß. Wenn man Onlinebanking machen will benötigt man auch einen Computer. Wenn man Radio hören will benötigt man auch ein Radio. Wenn man telefonieren will benötigt man auch ein Telefon. Es gibt übrigens in Deutschland doppelt so viele Handys wie Einwohner.
DStGB-Online: Ist das Angebot vor Missbrauch ausreichend geschützt?
Frank Bräuer: Hier kommt die Registrierung auf der „Dial4light“ Plattform zum tragen. Häufige Schaltungen werden durch die Verwendung einer intelligenten Software vermieden.
DStGB-Online: Können Sie kurz den weiteren Verlauf des Projektes erläutern? Was planen Sie für die Zukunft? Was soll im Einzelnen noch umgesetzt werden?
Bernd Klemme: Seit August wurde ein nationales sowie internationales Vertriebskonzept erarbeitet und umgesetzt. Hierbei geht es um die Vergabe von Partnerlizenzen. Für Deutschland möchten wir die Vermarktung bis Frühjahr 2010 abgeschlossen haben. Im Moment konzentrieren wir uns neben Deutschland auf den internationalen Markt, um unser einzigartiges Spar- und Umweltschutzmodell zu vermarkten.