DStGB: Am 01. Dezember 2010 hat mit dem ersten Spatenstich der offizielle Projektstart für das Projekt „Neu“-Licht in Langen stattgefunden. Sie rüsten die gesamte Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie um. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für Ihre Stadt?
Bürgermeister Thorsten Krüger: Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftlich wichtige Aufgabe, der mit sofortigen Maßnahmen und langfristigen Strategien auf allen Ebenen begegnet werden muss. Die Stadt Langen hat ihre lokale Verantwortung für dieses Thema frühzeitig erkannt und ist deshalb am 11.08.2009 der Resolution zum Masterplan Klimaschutz im Regionalforum Bremerhaven beigetreten.
Um dann auch sofort Taten folgen zu lassen, wurde mit der Installation eines Pilotprojektes für LED-Straßenbeleuchtung auf dem Parkplatz des Rathauses ein erster praktischer Schritt getan, um Energie einzusparen und den CO²-Ausstoß zu minimieren. Die bei diesem Projekt gesammelten äußerst positiven Erfahrungen zeigten uns sehr schnell, dass diesem ersten Schritt weitere Schritte folgen müssen.
Und das erfolgt jetzt mit der kompletten Umstellung aller Straßenleuchten im Stadtgebiet Langen. Das ist europaweit sogar einmalig.
DStGB: Können Sie uns ein paar Eckdaten zu diesem Projekt nennen?
Krüger: Im Stadtgebiet Langen sind derzeit ca. 2.500 Straßenleuchten mit konventionellen Leuchtmitteln verbaut. Im Zuge dieses Projektes werden alle Straßenleuchten in der ersten Jahreshälfte 2011 ausgetauscht. Im Anschluss an den Austausch werden die Schritte zur Steuerung der Straßenbeleuchtung verwirklicht. Im ersten Schritt wird die Beleuchtung gebietsweise mit einer Nachtabdimmung versehen, im zweiten Schritt wird die Steuerung auf alle 2.500 Leuchten erweitert, wobei dabei jede einzelne Leuchte bereits gesondert angesteuert werden kann, im dritten und letzten Schritt soll die Beleuchtung automatisch bewegungsabhängig gesteuert sein.
DStGB: Worin liegen aus Ihrer Sicht die Vorteile einer Straßenbeleuchtung auf der Basis von LED-Leuchten?
Krüger: Durch den kompletten Austausch der unterschiedlichen Leuchten gegen LED-Leuchtköpfe werden sich sowohl die Aufwendungen für den Stromverbrauch als auch für die Unterhaltung der Straßenbeleuchtung für die Stadt Langen erheblich reduzieren durch die bis zu achtmal längere Lebensdauer eines LED-Leuchtmittels. Und natürlich nicht zu vergessen die Minimierung des CO²-Ausstosses sowie die Abkehr von dem hoch giftigen, biologisch nicht abbaubaren Quecksilber, das in den konventionellen Leuchtmitteln nach wie vor verbaut wird.“
DStGB: Wie sehen die finanziellen Rahmenbedingungen aus?
Krüger: In Zahlen ausgedrückt sinkt der Stromverbrauch bei zunächst gleichbleibender Leuchtdauer von ca. 155.000 € jährlich auf ca. 60.000 € im Jahr. Die für die Unterhaltung aufzuwendenden Mittel werden zunächst von 85.000 € jährlich auf ca. 5.000 € sinken, um sich dann nach Ablauf der Gewährleistungsfristen der neuen Leuchten bei ca. 25.000 € einzupendeln. Bei zu erwartenden Steigerungen der Energiepreise wird sich die Einsparung entsprechend erhöhen. Weitere Kostenreduzierungen sind durch die spätere Nachrüstmöglichkeit moderner Steuergeräte gegeben, durch die individuelle Leuchtzeiten und –stärken möglich werden, wobei die Steuerung der Beleuchtung bereits von Beginn an weitestgehend von einem Arbeitsplatz im Rathaus erfolgen kann.
Die für Zins und Tilgung aufzuwendenden Mittel stammen ausschließlich aus den bei Energie- und Unterhaltungskosten eingesparten Beträgen. Nach der nach Ablauf von 10 Jahren erfolgten vollständigen Rückzahlung des Darlehens verbleibt ausgehend von den jetzigen Energiekosten und einem angenommenen Zinssatz von 6 % ab dem sechsten Jahr eine Ersparnis von über 60.000 € im Finanzhaushalt. So ist sichergestellt, dass für die städtischen Haushalte während der Darlehenslaufzeit keine über die bisherigen Aufwendungen für Straßenbeleuchtung hinausgehenden Belastungen entstehen und die Maßnahme de facto kostenneutral abgewickelt und finanziert werden kann. Zu berücksichtigen ist hierbei allerdings, dass die Zahlen aus dem Jahre 2010 stammen und bei der Amortisation keine Preissteigerungen kalkuliert wurden.“
DStGB: Wie finanzieren Sie diese Summe, vor allem vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltssituation der allermeisten Städte und Gemeinden?
Krüger: Das gesamte Projekt wird mittels eines außerordentlich zinsgünstigen Darlehens der KfW-Förderbank finanziert. Diese Möglichkeit wurde mir vom Direktor der Abteilung Kommunalfinanzierung bei der KfW-Bank auf einem Treffen des Innovatorsclub in Berlin eröffnet. Wir haben, nachdem die haushaltsrechtlichen Beschlüsse und Genehmigungen für die Darlehenaufnahme vorlagen, sofort die entsprechenden Anträge gestellt und problemlos die Zusage für das benötigte Darlehen von 1,5 Mio Euro erhalten, wofür ich mich auf diesem Wege herzlich bei der KfW-Bank bedanken möchte.
DStGB: Welche zusätzlichen Kosten kommen auf Ihre Bürgerinnen und Bürger zu?
Krüger: Auf unsere Bürgerinnen und Bürger kommen erfreulicherweise keine zusätzlichen Kosten zu. Für dieses Projekt werden keine Anliegerbeiträge erhoben.
DStGB: Das Projekt ist auch Pilotprojekt des Innovators Club des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Kann es aus Ihrer Sicht ein Vorbild für andere Städte und Gemeinden sein?
Krüger: Wie ich bereits ausgeführt habe ist Klimaschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, deshalb kann dieses Projekt auf jeden Fall ein Vorbild auch für andere Städte und Gemeinden sein. Es verbindet hocheffizienten und nachhaltigen Finanzmitteleinsatz mit einer deutlichen CO² Einsparung und nicht zu vergessen, einem Mehrwert auch für die Bevölkerung.
DStGB: Sie selbst sind als Bürgermeister der Stadt Langen seit 2010 Mitglied im Innovators Club. Wie bewerten Sie dieses Gremium und seine Arbeit?
Krüger: Ein tolles Gremium, in dem das Mitarbeiten wirklich Spaß macht. Und man lernt in diesem Gremium interessante Menschen kennen.
DStGB: Sie haben bereits mit der „Statt-Aktie“ in Langen bundesweit auf sich aufmerksam gemacht, nun startet das LED-Projekt „Neu“-Licht. Was steht in Ihrer Stadt als nächstes innovatives Projekt auf der Agenda?
Krüger: Wir haben schon wieder einige Ideen im Kopf, aber was dass sein wird, möchte ich zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten. Allerdings kann ich eines versprechen, man darf schon wieder gespannt sein!
(Das Interview führte Alexander Handschuh, DStGB)