Isernhagen. „Die Rettung unserer Innenstädte und Ortskerne gehört daher ins Zentrum des politischen Handelns. Innenstädte und Ortskerne sind von herausragender Bedeutung für unsere Städte und Gemeinden. Sie sind mehr als nur Handel, sie sind das Gesicht einer Gemeinde. Eine nachhaltige und multifunktionale Innenstadtentwicklung ist aber nur durch einen starken gesellschaftlichen Konsens und eine Einbeziehung aller Beteiligten möglich“, betonte der Vorsitzende des DStGB-Ausschusses für Städtebau und Umwelt, Bürgermeister Arpad Bogya, Isernhagen, bei der heutigen Sitzung des Ausschusses in Isernhagen.
Einer Verödung von Innenstädten und Ortskernen muss insbesondere durch eine Nutzungsmischung entgegengewirkt werden. Neben dem Handel und der Gastronomie müssen zukünftig verstärkt Nutzungen wie Wohnen, Bildung, Kultur und auch Freizeit zur Belebung der Innenstädte beitragen und diese zu Erlebnisorten mit hoher Aufenthaltsqualität machen. Angesichts klimabedingter Extremwetterereignisse ist auch verstärkt eine klimagerechte Stadt- und Gemeindeentwicklung erforderlich. „Mehr Grün, mehr Wasser, weniger Asphalt und Beton müssen für ein besseres Mikroklima und mehr Lebensqualität sorgen“, erklärte der Städtebaudezernent des DStGB, Norbert Portz.
Kommunen müssen durch eine gute ÖPNV-Anbindung sowie Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur, aber auch durch attraktive, sichere und saubere öffentliche Plätze für lebenswerte Innenstädte sorgen. Integrierte Einzelhandelskonzepte und ein Mehr an kommunalem Spielraum bei den Ladenöffnungszeiten sind ebenfalls wichtig. „Während der Online-Handel ohne Einschränkungen an 7 Tagen in der Woche und 24 Stunden am Tag läuft, muss sich der stationäre Handel in den Innenstädten an den strengen Vorgaben der Ladenöffnungsgesetze der Länder orientieren. Hier benötigen wir, bei grundsätzlicher Beachtung der Sonntagsruhe, flexiblere Lösungen“, so Bogya.
Zur Gestaltung des Innenstadtwandels forderten Bogya und Portz zudem, dass Städte und Gemeinden bei Schlüsselimmobilien, wie etwa leeren Kaufhäusern, einen verbesserten Zugriff bekommen. Es muss ermöglicht werden, als Kommune temporär in den Grunderwerb oder in eine Miete gehen zu können. Nur dann werden sich neue Nutzungskonzepte und kreative Ideen, wie Co-Working-Spaces, FabLabs oder InnovationLabs auch tatsächlich umsetzen lassen.
„Bereits vor der Krise gab es punktuell eine Rückkehr von Gewerbe, Bildung oder Wohnen in die Innenstädte und Ortskerne. Diese Entwicklungen zeigen, dass grundsätzlich eine Nachfrage auch für diese Nutzungen in Innenstadtlagen besteht. Diesen Trend gilt es aufzugreifen und weiter zu unterstützen“, so Portz.
Ohne nachhaltige finanzielle Hilfen von Bund und Land werden die Kommunen die aktuellen Herausforderungen aber nicht meistern können. In einem ersten Schritt hat die Bunderegierung 250 Millionen Euro bereitgestellt. Auch einzelne Länder haben zwischenzeitlich Innenstadtfonds zur Unterstützung der Städte und Gemeinden aufgelegt. Das kann allerdings nur der Anfang sein. „Deswegen gehören die Förderung der Innenstädte und Ortskerne sowie auch eine Aufstockung der Städtebaufördermittel auf mindestens 1,5 Milliarden Euro als vorrangige Punkte in die neue Koalitionsvereinbarung der zukünftigen Bundesregierung“, so Bogya.
Best-Practice-Datenbank für Innenstädte
Auf der vom DStGB mitinitiierten Plattform „Stadtimpulse“ werden Projekte aus unterschiedlichen Städten und Gemeinden vorgestellt, um Maßnahmen gelungener Innenstadtgestaltung bekannt zu machen. Eine Fachjury wählt die Projekte anhand unterschiedlicher Kriterien (Innovationscharakter, Erfolg, Wirkung, Vorbildfunktion, Übertragbarkeit und strategische Einbindung/Partnerschaften) aus. Ziel ist es, Projekte aus ganz Deutschland auf einer Plattform zu bündeln und den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu fördern ̶ www.unsere-stadtimpulse.de.