Hohe Relevanz des Ernährungsthemas für Kommunen in Deutschland
Im Namen des Workshop-Teams begrüßte zunächst Professor Arnim Wiek die Teilnehmer*innen und zeigte auf, dass die nachhaltige Gestaltung des Ernährungssystems und der Ernährungswirtschaft angesichts der gegenwärtigen Krisen zu einem Kernauftrag der Kommunen werde. „Wie haben jedoch festgestellt, dass sich viele Kommunen fragen, wie Sie hier konkrete positive Beiträge leisten können“, so Professor Wiek über die Motivation für die Ausrichtung des Workshops. Das Ziel sei, genau hier die Kommunen zu unterstützen, und zwar durch das Vorstellen von konkreten kommunalen Instrumenten und praktischen Anwendungsbeispielen. Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg, unterstützte in ihrem Grußwort diese Intention, indem sie betonte, dass Kommunen wenig Vorgaben, aber viel Handlungsspielräume hätten – und diese jetzt auch dringend nutzen sollten. Der Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Alexander Handschuh, hob zudem hervor, dass es sich bei der Ernährung um eine wichtige kommunale Querschnittsaufgabe handle, deren Erfüllung durch geeignete Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebenen unterstützt werden müsse.
Die Rolle der Kommunen für die Stärkung der lokalen Ernährungswirtschaft
Dr. David Sipple, Koordinator des Projekts WISSENS.KERNiG und Ko-Leiter des Workshops, erklärte in seinem Einführungsvortrag, dass die Betriebe der lokalen Ernährungswirtschaft aufgrund ihrer Versorgungsrelevanz eine zentrale Einflussgröße für die nachhaltige Entwicklung des Ernährungssystems seien. Anschließend stellte er im Überblick die 15 Instrumente vor, welche Kommunen in Deutschland zur Verfügung stehen, um das Ernährungssystem über die Stärkung der lokalen Ernährungswirtschaft nachhaltig zu gestalten. Alle vorgestellten Instrumente werden bereits in einigen Kommunen in Deutschland angewendet, was die grundsätzliche Anwendbarkeit in anderen Kommunen verdeutlicht. Das Forschungsteam hat die Instrumente über die vergangenen 2 Jahre beforscht, beschrieben und anhand von Interviews mit Expert*innen validiert. Für den Workshop hat das Forschungsteam eine Reihe von diesen Expert*innen gewinnen können, ihre Erfahrungen mit kommunalen Akteur*innen zu teilen und Hilfestellungen für weitere Anwendungen anzubieten.
Vorstellung von Instrumenten durch Expert*innen
Sechs der vorgestellten Instrumente wurden anhand von praktischen Anwendungsbeispielen von eingeladenen Expert*innen in Vorträgen sowie in Workshop-Sessions vorgestellt. In Letzteren waren die Teilnehmer*innen eingeladen, die jeweiligen Instrumente auf ihren eigenen kommunalen Kontext zu übertragen und gemeinsam mit den Expert*innen und den anderen Teilnehmenden Anwendungsmöglichkeiten vor Ort zu diskutieren.
Zum Instrument „Betrieb von kommunalen Unternehmen (Eigenbetriebe)“ sprach Margot Behrens vom EAD Darmstadt. Das Instrument „Ko-Finanzierung von Betrieben“ wurde von Stefanie Kaiser und Johanna Gysin von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land (Schweiz) vorgestellt. Zum Instrument „Verpachtung kommunaler Liegenschaften“ referierte Ralf Demmerle vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland. Kerstin Siebenmorgen von der Stadt Freiburg behandelte das Instrument „Öffentliche Beschaffung“. Das Instrument „Kommunale Planungsaktivitäten“ wurde von Philipp Königer, Stadt München, vorgestellt. Und über das Instrument „Praktische Ernährungsbildung“ sprachen Hendrike Hellmann und Sacha Hübner vom Verein Acker.
Eine besonders relevant Perspektive vermittelte zudem der Vortrag von Sebastian Pomm, welcher einen umfassenden Überblick bot, wie die Stadt Leipzig eine ganze Anzahl der Instrumente kombiniert, um die nachhaltige lokale Ernährungswirtschaft zu stärken – und damit demonstriert, wie die Instrumente im Verbund Synergien erzeugen können.
Großes Interesse an den Instrumenten
Das behandelte Thema weckte vor, während und nach dem Workshop deutschlandweit großes Interesse bei Praktiker*innen aus Kommunen, aber auch seitens privatwirtschaftlicher, zivilgesellschaftlicher und wissenschaftlicher Akteur*innen. Zudem bestätigten die Teilnehmer*innen, dass die vermittelten Inhalte eine große Relevanz für ihre praktische Arbeit in der Verwaltung haben. Gerade der Netzwerkcharakter der Veranstaltung und die Möglichkeit von anderen Städten und Gemeinden direkt zu lernen, welche bereits positive Erfahrungen gesammelt haben, wurde seitens der Teilnehmer*innen als besonders positiv hervorgehoben. Es herrschte Einigkeit, dass die 15 Instrumente zentrale, praxisnahe Ansatzpunkte für Kommunen darstellen, um Nachhaltigkeit im Bereich der Lebensmittelversorgung zu fördern. Basierend auf den Workshop-Ergebnissen, insbesondere den Potenzialen und Herausforderungen bei der Anwendung der Instrumente, werden die Instrumente noch einmal überarbeitet und dann im Herbst in einer kostenfreien Publikation zugänglich gemacht.
Kontakt:
Für Fragen, Anregungen, Kommentare oder weiteren Informationen ist Dr. David Sippel unter kernig@envgov.uni-freiburg.de erreichbar.