So darf es nicht mehr Wochen dauern, bis es eine möglichst landeseinheitliche App gibt, über die negative Schnelltestergebnisse den Zugang zu Geschäften und Restaurants eröffnen und die gleichzeitig eine Schnittstelle zum Gesundheitsamt bei einem positiven Ergebnis haben muss. Natürlich gibt es wie immer viele Bedenken, auch unter datenschutzrechtlichen Aspekten, aber hier muss der Gesundheitsschutz eindeutig Vorrang haben. Auch hier ist zum Beispiel die Stadt Tübingen ein positives Beispiel, die jedem negativ getesteten Bürger ein städtisches Zertifikat ausstellt. Zu einer funktionierenden Teststrategie gehört auch eine digitale Möglichkeit, einen negativen Eigentest zu erfassen.
Auch bei der Impfreihenfolge und Priorisierung muss es deutlich mehr Spielräume für die Gesundheitsbehörden vor Ort geben. Es kann nicht sein, dass Impfdosen liegen bleiben, wie zum jüngst etwa in Bonn, weil die vor Ort Verantwortlichen nicht berechtigt ist, kurzfristig die zweite Priorisierungsgruppe (Personen älter als 70 Jahre) einzubeziehen. Auch die Einbindung der Hausärzte in das Impfgeschehen sollte nicht länger aufgeschoben werden. Die Hausärzte kennen ihre Patienten, die teilweise gravierende Vorerkrankungen haben, gut und können deshalb zielgerichtet und schnell handeln. Auch wenn die Menge an Imfpstoffen derzeit noch beschränkt ist und die Impfzentren weiter betrieben werden sollen, kann es durchaus richtig sein, bereits jetzt einen Teil der Impfdosen über die Apotheken den Hausärzten zur Verfügung zu stellen. Der Ansatz, man müsse das erst in Pilotverfahren umsetzen, ist überflüssig, da die Hausärzte über große Erfahrung verfügen und seit Jahren Millionen Patientinnen und Patienten zum Beispiel gegen Grippe impfen.
Das gesamte Vorgehen muss in einer vernünftigen Öffentlichkeitskampagne in Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen möglichst transparent den Menschen immer wieder erklärt werden. Andernfalls wird der Frust weiter steigen und die Bereitschaft, die notwendigen Einschränkungen zu akzeptieren abnehmen. Natürlich gibt es in allen Krisensituationen immer wieder kritische Punkte, weil eine Pandemie eben nicht nach einem Drehbuch verläuft. Hier brauchen wir mehr Mut zu klaren Vorgaben und schnellen, flexiblen Entscheidungen.
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Foto: © Dr. Gerd Landsberg - DStGB