Die Deutschen sind auch in der Coronakrise Reiseweltmeister. Viele Urlauber kommen jetzt und in nächster Zeit auch aus sogenannten Corona-Risikogebieten zurück. Das Robert-Koch-Institut weist derzeit 130 Staaten als Risikogebiete aus; ausgenommen sind fast alle EU Staaten. Der erneute Anstieg der Infektionszahlen in vielen europäischen Ländern zeigt, wie schnell die Corona-Pandemie auch in Deutschland wieder aufflammen könnte. Dies gilt es wirksam und effektiv zu verhindern.
Es ist deshalb richtig zum Beispiel an den Flughäfen für Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, entsprechende Tests sofort anzubieten. Darauf haben sich auch die Gesundheitsminister der Länder verständigt.
Anknüpfungspunkt für eine Testung sollte nicht nur die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für das entsprechende Land sein, sondern auch die besondere Betrachtung von Hotspots, wie wir sie beispielsweise auf Mallorca gesehen haben. Die Teststrategie wird am Ende nur funktionieren, wenn wir die Menschen überzeugen, dass die Tests freiwillig erfolgen und für die Nutzer kostenfrei sind. Auch in Reisezentren der Bahn und an Seehäfen sollten solche kostenfreien Tests zur Verfügung gestellt werden. Die Reiserückkehrer sollten zudem angehalten werden, zwischen Testung und Erhalt der Ergebnisse in häuslicher Quarantäne zu bleiben. Es muss deshalb sichergestellt werden, dass die Nachricht über das Testergebnis sehr schnell, möglichst innerhalb von 24 Stunden erfolgt. Natürlich ist der Aufbau solcher Teststrukturen teuer, bindet Personal und verursacht einen erheblichen organisatorischen Aufwand. Die Verantwortung dafür sollten die Länder übernehmen. Der Bund sollte mit seinen Strukturen unterstützen.
Diese Teststrategie sollte durch eine Kommunikationskampagne begleitet werden, die die Menschen überzeugt, sich testen zu lassen, weil sie sich damit selbst und ihre Angehörigen schützen.
Die Kritik, dass Tests auf den Flughäfen nur Infektionen feststellen können, die schon mehrere Tage zurückliegen, spricht nicht gegen den vorgeschlagenen Weg. Natürlich sind Tests immer nur eine Momentaufnahme. Eine hundertprozentige Abdeckung ist zwar wünschenswert, aber unrealistisch. Die zentrale Gefahr liegt darin, dass sich die Einreisenden in den Risikogebieten infiziert haben. Diese Infektionen möglichst früh aufzudecken, um die Infektionsketten zu stoppen, wäre ein wichtiger Schritt. Der finanzielle Aufwand wird erheblich sein. Trotzdem ist er gerechtfertigt. Eine zweite Welle und eine entsprechender flächendeckender Lockdown hätte gravierende Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft, die ungleich größer sind.
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