Stadt und Handel

Rettung der Innenstädte und Ortskerne

Der stationäre Handel in unseren Innenstädten und Ortskernen bricht immer mehr weg. Der Handelsverband Deutschland geht von 50.000 Schließungen im stationären Einzelhandel aus. „Die Rettung unserer Innenstädte und Ortskerne gehört daher ins Zentrum des politischen Handelns. Der Erhalt einer vitalen Mitte geht über wirtschaftliche Aspekte hinaus. Er ist auch eine kulturelle und soziale Herausforderung. Denn Innenstädte sind für die Menschen Identifikationsfaktor und Heimat sowie Orte der Begegnung und der Kommunikation“, betonte der Vorsitzende des DStGB-Ausschusses für Städtebau und Umwelt, Bürgermeister Arpad Bogya, Isernhagen, bei der heutigen Sitzung des Ausschusses in Neumarkt i. d. Oberpfalz.

Einer Verödung von Innenstädten und Ortskernen muss durch eine Nutzungsmischung entgegengewirkt werden. Dazu muss der örtliche Handel seinen Service, auch über eine verstärkte Digitalisierung, ausbauen. Hier gilt: Es geht nur mit und nicht ohne das Internet. Zu vitalen Innenstädten und Ortskernen, in denen sich alle wohlfühlen, gehört Erlebnisvielfalt statt Monotonie und eine attraktive Gestaltung statt eines billigen Einheitsbreis.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht in den infolge von Leerständen sinkenden Immobilienpreisen auch Chancen für neue Nutzungen. „In der Vergangenheit wurden wegen zu hoher Immobilienpreise speziell kleine Läden, Restaurants, Handwerksbetriebe, Bildungs- und Kultureinrichtungen und auch ein bezahlbares Wohnen aus unseren Innenstädten verdrängt. Niedrigere Preise können diese Nutzungen wieder verstärkt in die Mitte unserer Städte und Gemeinden bringen und zu einer größeren Vielfalt führen“, erklärte der Städtebaudezernent des DStGB, Norbert Portz.

Kommunen müssen durch eine gute ÖPNV-Anbindung und eine gute Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur, aber auch durch attraktive, sichere und saubere öffentliche Plätze für lebenswerte Innenstädte sorgen. Auch integrierte interkommunale Einzelhandelskonzepte und ein Mehr an Spielraum bei den Ladenöffnungszeiten sind wichtig. Zudem müssen die Kommunen mit dem örtlichen Handel und den Immobilieneigentümern eng kooperieren. Immobilieneigentümer müssen dabei für faire Mieten sorgen.

Zur Gestaltung des Innenstadtwandels forderten Bogya und Portz, dass Städte und Gemeinden bei Schlüssel- und Problemimmobilien, wie etwa leeren Karstadt-/Kaufhofhäusern, einen verbesserten Zugriff bekommen. Auch bedarf es einer Aufhebung der Benachteiligung des stationären Innenstadthandels gegenüber dem Onlineeinkauf und der „Grünen Wiese“.

Wegen der großen Herausforderungen in den Innenstädten und Ortskernen brauchen wir auch finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern. Dazu können ein Innenstadtfonds und eine Erhöhung der Städtebauförderung des Bundes von gegenwärtig 790 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro beitragen. Dies erfordert auch eine Co-Finanzierung der Länder. „Die Rettung der Innenstädte geht jedenfalls alle an“, so Bogya und Portz.

(DStGB-Pressemitteilung Nr. 23-2020)

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