Den betreffenden Ausschnitt der Sendung zum Thema Kaufhof/Karstadt kann hier angeschaut werden:
https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/wiso-vom-6-juli-2020-100.html#xtor=CS5-95
Hintergrund:
Die angekündigte Schließung von zahlreichen Kaufhof/Karstadt-Filialen trifft besonders die Innenstädte. Denn die großen Warenhäuser versorgen mit ihrem breiten Sortiment nicht nur alle sozialen Schichten. Sie liegen oft in 1a-Lage und sind Anker für die gesamte Innenstadt. Wer in einem großen Warenhaus einkauft, besucht nicht selten auch noch das Café nebenan oder geht im Fachhandel einkaufen.
Karstadt/Kaufhof steht stellvertretend für die sich durch die Corona-Pandemie verstärkende Krise vieler stationärer Händler. Auch die Gastronomie, Kultur und weitere Einrichtungen sind von Schließungen betroffen. Nach Schätzung von Handelsexperten stehen 50.000 Einzelhändler vor der „Pleite“. Ein Grund ist auch der Online-Handel, der durch die Corona-Krise weiter an Fahrt aufnimmt.
Ziel müsse es sein, dem drohenden Ausbluten unserer Innenstädte aktiv zu begegnen. Das gelänge nur, wenn Handel, Immobilieneigentümer sowie Kommunen eng zusammenarbeiteten und für attraktive Innenstädte Sorge tragen, stellte Portz fest. Innenstädte müssen als Erlebnisorte mit einer breiten Nutzungsvielfalt gestärkt werden.
Im Hinblick auf die geplanten Karstadt/Kaufhof-Schließungen bedarf es der schnellen Einrichtung runder Tische. Die betroffenen Kommunen müssen gemeinsam mit dem Handel und den Immobilieneigentümern Zukunftsstrategien erarbeiten. Das Gebot lautet: Schließungen vermeiden und Perspektiven für die Innenstädte entwickeln!
Eine zentrale Rolle kommt hierbei den Immobilieneigentümern zu. Überzogene Mietforderungen sind in Krisenzeiten fehl am Platz. Faire Mieten, die Einzelhandel und Gewerbe eine Zukunftsperspektive bieten, sind das Gebot der Stunde. Wirtschaftlich stabile Mieter und genutzte statt leerstehende Handelsimmobilien sind schließlich auch im Interesse der Eigentümer.
Der Einzelhandel steht mehr denn je vor der Herausforderung, eine stärkere Ver-zahnung von stationärem Geschäft und dem Online-Handel vorzunehmen. Denn die meisten Kunden praktizieren heute einen „Multi-Channel-Handel": Sie kaufen sowohl lokal wie über das Internet ein. Der Handel ist daher gefordert, die Strategien des Online-Handels und die Vorteile des stationären Handels noch effizienter miteinander zu kombinieren. Digitalisierung im Handel muss mehr bedeuten als die schlichte Eröffnung von Online-Shops. Anwendungen wie Showrooms, Innennavigation, digitale Produktinformationen oder mobile Bezahlsysteme müssen handelsseitig weiter ausgebaut und im Kundeninteresse fortentwickelt werden.
Die Kommunen müssen auf den Rückzug des Handels auch planungsrechtlich reagieren und andere Nutzungen ermöglichen. Neben Gastronomie und Kultur zählt hierzu auch die Schaffung neuen Wohnraums. Dazu kann auch beitragen, dass nach der Corona-Krise weniger Büroräume gebraucht werden. Denn: Die Tendenz zum Homeoffice wird anhalten.
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Fotos: © ZDF