Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlten zum Stichtag 1. März 342.000 öffentlich geförderte Betreuungsplätze. Damit hat die Betreuungslücke seit dem Jahr 2015 nicht abgenommen, sondern ist um mehr als 127.000 Plätze gewachsen. Gerade wenn nach der Coronakrise die Wirtschaft hoffentlich wieder an Fahrt gewinnt, brauchen die Eltern zuverlässige Kinderbetreuung, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Deshalb sollte jetzt eine weitere Betreuungsoffensive gestartet werden. Viele Personen sind noch längere Zeit in Kurzarbeit oder werden möglicherweise sogar ihren bisherigen Arbeitsplatz verlieren.
Für diesen Personenkreis sollten attraktive Angebote unterbreitet werden, um ihnen eine Ausbildung zur Tagesmutter oder zum Tagesvater anzubieten. Damit könnte man auch kurzfristig zusätzliche Betreuungsangebote schaffen.
Wenn man zudem sicherstellen würde, dass die Vergütung - jedenfalls für eine gewisse Zeit - nicht auf ein Kurzarbeitergeld angerechnet wird, wäre das eine Chance. Parallel dazu sollten die Länder ihre Ausbildungskapazitäten deutlich aufstocken.
Auch die baulichen Anforderungen an Kindergärten sollten auf überflüssige Bürokratie überprüft werden. Für den Ausbau der Kinderbetreuung brauchen wir mehr Personal, müssen aber auch schneller und preiswerter bauen dürfen. Dabei sollte allen klar sein, das Ziel einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung muss ein dauerhaftes Ziel in Deutschland bleiben."
Hintergrund
Die Anstrengungen insbesondere der Kommunen beim Kita-Ausbau für Kinder unter drei Jahren haben bereits enorme Wirkung gezeigt. Die Betreuungsquote hat sich im Bundesdurchschnitt seit 2008 von 17,6 Prozent auf 34,3 Prozent (2019) annähernd verdoppelt. Neben dem Ausbau der KiTa-Plätze wurde erheblich in zusätzliches Personal investiert, sodass die Zahl der pädagogisch Tätigen zwischen 2008 und 2019 von rund 379.150 auf knapp 646.950 anstieg. Diese Branche ist damit einer der größten Wachstumsmärkte in Deutschland geworden. Dennoch fehlen bis zum Jahr 2025 mehr als 300.000 Fachkräfte in der Frühen Bildung und der Bedarf nach zusätzlichen Plätzen ist nach wie vor nicht gedeckt.
Die Kosten für die Kindertagesbetreuung, die zu rund 75 Prozent von den Städten und Gemeinden und Ländern getragen werden, betrugen 2013 noch 23,8 Mrd. Euro. Sie sind derzeit bereits auf über 33 Mrd. Euro angestiegen. Tendenz massiv ansteigend. Mit dem Gute-KiTa-Gesetz unterstützt der Bund zwar seit 01. Januar 2019 die Länder bis 2022 mit insgesamt fünfeinhalb Milliarden Euro bei Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Qualität in der Kindertagesbetreuung und zur Entlastung der Eltern bei den Gebühren. Die Mittel, die der Bund zeitlich begrenzt zur Verfügung stellt, werden für durchschlagende und umfassende Qualitätsverbesserungen allerdings kaum ausreichen.
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