Da in einigen Bundesländern, wie etwa in Bayern, die Hotspots zunehmen, ist es nachvollziehbar, dass die bayerische Staatsregierung die einschränkenden Maßnahmen verschärft. Wechselunterricht in den Schulen, eine verstärkte Maskenpflicht und Besuchsvorschriften für Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie das Vorschreiben von FFP2-Masken können dazu beitragen, die Zahl der Neuinfektionen zu reduzieren.
Ob Ausgangsbeschränkungen für bestimmte Nachtzeiten ein wirksames Mittel sind, muss sich erst zeigen. Entscheidend ist allerdings weniger, ob der Staat Härte zeigt, sondern ob es uns gelingt, noch mehr Menschen zu überzeugen, sich wirklich konsequent an die Regeln zu halten. Denn auch in Bayern wird eine flächendeckende Kontrolle kaum möglich sein. Polizei und Ordnungsamt können nur stichprobenartig überwachen. Wir werden allerdings in Deutschland insgesamt darüber sprechen müssen, ob die geplanten Lockerungen für Weihnachten und Silvester tatsächlich richtig sind. Sie werden unweigerlich zu weiteren Kontakten und zusätzlichen Reiseaktivitäten führen und stellen damit ein Risiko für einen Anstieg der Neuinfektionen dar. Daher sollte man abwarten, wie sich die Zahlen in den nächsten anderthalb Wochen entwickeln.
In Deutschland steigen die Infektionszahlen trotz des Lockdown Light leider immer noch an. Allerdings gibt es auch Gebiete, wie etwa Mecklenburg-Vorpommern, wo der Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche weitgehend einhalten oder sogar unterschritten wird. Auch innerhalb der Bundesländer, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, gibt es deutliche Unterschiede, etwa geringere Neuinfektionen in Münster und deutlich mehr im nur wenige Kilometer entfernten Bielefeld.
Da andererseits viele Landkreise und Stadtbezirke sogar den kritischen Inzidenzwert von mehr als 200 Neuinfektionen überschreiten macht es durchaus Sinn, hier zusätzliche Einschränkungen vorzusehen, wenn die bisherigen Maßnahmen keine ausreichende Wirkung zeigen. Als zusätzliche Einschränkungen kommen insbesondere Wechselunterricht in den Schulen, Home-Schooling für die älteren Schülerinnen und Schüler, verstärkte Maskenpflicht sowie die Beschränkung der Zahl der Personen aus zwei Haushalten, die sich noch treffen dürfen, in Betracht.
Je nachdem wie die Entwicklung in den weiteren 10 Tagen ist, werden sicherlich auch noch einmal die für Weihnachten und Silvester bislang vorgesehenen Lockerungen hinterfragt werden müssen. Denn diese Lockerungen werden nicht nur zu mehr Kontakten, sondern auch zu erhöhten Reiseaktivitäten führen, die wiederum ein Risiko darstellen können.
Weitere Informationen:
Foto: © Studio Romantic - stock.adobe.com