„Derzeit haben wir zu wenig Frauen in den Kommunalparlamenten und in den Führungspositionen der Kommunalverwaltungen. Das müssen und wollen wir dringend ändern“, betonte Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, in seinem Eröffnungsvortrag. „Dabei geht es nicht nur um demokratische Gesichtspunkte, die einen höheren Frauenanteil erfordern. Es geht vielmehr um bessere Politik in den Kommunen insgesamt. Frauen bringen Kompetenzen, Sichtweisen und Erfahrungen mit, die unverzichtbar sind und die örtliche Gemeinschaft stärken.“
Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey skizzierte die besondere Bedeutung des Themas für die Kommunen: „Nur jedes zehnte Rathaus in Deutschland wird von einer Frau geführt – das dürfen wir so nicht hinnehmen, es ist Zeit, dass sich etwas ändert. Wir feiern dieses Jahr das Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht“. Ein Recht, das Frauen in harten Auseinandersetzungen erkämpft haben. Wir sind weit gekommen seitdem, aber der Weg ist noch lang. Wenn die Hälfte der Bevölkerung aus Frauen besteht, kann man eigentlich niemandem erklären, warum das in der Politik nicht auch so sein sollte. Ich selber komme aus der Kommunalpolitik und war die erste Frau im Amt der Bürgermeisterin von Neukölln. Darum freue ich mich ganz besonders, beim „1. Deutschen Frauenkongress kommunal“ zu sein. Ich freue mich über das Zeichen, das der Deutsche Städte- und Gemeindebund damit setzt und darüber, dass so viele Frauen gekommen sind, um sich zu vernetzen und gemeinsam für Gleichberechtigung einzutreten. Denn eines ist klar: Frauen können alles. Das ist Fakt und Forderung zugleich“, sagte Giffey anlässlich des 1. Deutschen Frauenkongresses.
Auf dem Frauenkongress wurde zudem die „Mainzer Resolution“ für mehr Frauen in Führungsverantwortung in Kommunen vorgestellt. Darin fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund unter anderem ein Leitbild Frauenförderung in der Kommunalpolitik. So sollen etwa die Sitzungen in den Kommunalparlamenten familienfreundlicher ausgestaltet werden, sowohl was Tagungszeiten als auch Teilnahmeverpflichtungen betrifft. Auch die Themen Nachwuchsgewinnung und die Etablierung eines positiven Leitbildes der Kommunalpolitik werden aufgegriffen. Schließlich sollten auch Mentoringprogramme auf Bundes- und Landesebene weiter ausgeweitet werden. Die Mainzer Resolution ruft die Kommunalpolitikerinnen dazu auf, weibliche Netzwerke zu bilden und einander zu unterstützen. „Wenn es darauf ankommt, gilt derzeit leider immer noch viel zu häufig das Prinzip Männer fördern Männer“, stellte Landsberg fest.
Auf dem 1. Deutschen Frauenkongress kommunal präsentierten zahlreiche erfolgreiche Frauen ihre Konzepte und Strategien, um sich in der kommunalen Politik zu behaupten und durchzusetzen. Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Feuerwehr stellten in einem umfangreichen Themenblock ihre Sichtweise auf den Frauenalltag in Kommunen dar. „Wir haben heute viele erfolgreiche Frauen erleben dürfen, die Vorbilder und Wegbereiter für eine weiblichere Kommunalpolitik sein können. Das macht Mut und schafft Motivation. Frauenförderung muss Leitbild und Leitgedanke in der Kommunalpolitik werden“, so Landsberg abschließend.
Hintergrund zum 1. Deutschen Frauenkongress kommunal:
Die Konferenz wurde vom Deutschen Städte- und Gemeindebund in Kooperation mit dem Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz, dem Städtetag Rheinland-Pfalz, dem Bayerischen Gemeindetag, dem Hessischen Städte- und Gemeindebund, dem Hessischen Städtetag, dem Gemeindetag Baden-Württemberg und dem Saarländischen Städte- und Gemeindetag initiiert. Die Konferenz bildete den Auftakt für eine Reihe an Veranstaltungen rund um das Thema Frauenförderung in der Kommunalpolitik. Der 2. Deutsche Frauenkongress kommunal ist für das Jahr 2020 geplant.
(DStGB-Pressemitteilung Nr. 27-2019)
Weitere Informationen:
Video-Beiträge zum 1. Deutschen Frauenkongress kommunal: