WalDbesitzerverband

Klimawandel, Orkan, Hitze- und Dürrewelle

(Münster, 06.09.2018): Während sich private und kommunale Waldbesitzer mit dem Land Nordrhein-Westfalen aus dem Bundeskartellverfahren „Rundholzvermarktung“ heraus intensiv um neue Holzverkaufs- und Organisationsstrukturen bemühen, hat die Natur mit Orkan „Friederike“ zum Jahresbeginn und im Sommer mit Hitze- und Dürreperioden allen Waldbesitzern neue Prioritäten vorgegeben. „Diese forstpolitisch brisanten Debatten werden jetzt durch Herausforderungen zur Rettung des Waldes überrollt“, so der Vorsitzende des Gemeindewaldbesitzerverbandes NRW, Bürgermeister Bernhard Halbe (Schmallenberg) und der Geschäftsführer des Gemeindewaldbesitzerverbandes NRW, Dr. Gerd Landsberg (Bonn), anlässlich der Mitgliederversammlung am 06. September 2018 in Münster.

In diesem Sommer hat es dem NRW-Innenministerium zufolge seit Mai 39 schwere Wald- und Feldbrände gegeben, so auch in einem Waldstück bei Straelen am Niederrhein, bei Mechernich, Velbert und Iserlohn. „Das sind so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Jeder Walbrand ist einer zuviel. Angesichts des Klimawandels muss die Waldbrandprävention ausgebaut werden. Wir brauchen neue Strategien bei der Ausrüstung, Wasserreservoirs und der Zusammenarbeit. Benötigt werden mehr Feuerlöschteiche, breitere und löschfahrzeuggeeignete Waldwege, verstärkte Drohnenüberwachung, ausreichend Hubschrauber mit Außenlastbehältern, moderne und leichtere Waldbrandschutzkleidung und regelmäßige Übungen mit dem Technischen Hilfswerk und den Feuerwehren mit der wichtigen Vermittlung von Ortskenntnissen“, so Landsberg.

Das Land solle die Kommunen noch stärker bei der Einsatzplanung, die vor Ort individuell gestaltet werden muss, beraten und unterstützen. Hier seien auch die Forstbehörden zukünftig gefordert, noch enger als bisher mit den Feuerwehren zu kooperieren. Eine flächendeckende Waldbrandbekämpfungsausbildung der 85.000 ehrenamtlichen und 15.000 hauptberuflichen Feuerwehrmänner und -frauen in NRW hält Landsberg nicht für erforderlich. Stattdessen sollte eine Handvoll Feuerwehrleute und auch Forstleute zu Waldbrandexperten geschult werden, die als „fliegende Spezialisten“ zu den Bränden entsandt werden. “Der Einsatz der Feuerwehren aus Niedersachsen in Schweden belegt, dass die Feuerwehren in Deutschland gut ausgerüstet und vorbereitet sind. Umso wichtiger ist es, für genügend Nachwuchskräfte bei den Feuerwehren zu sorgen“, so Landsberg. Zur Waldbrandprävention gehöre aber auch der Waldumbau.

Wie soll der klima- und waldbrandvorbeugende Wald von Morgen aussehen?
Auf der Grundlage einer Blitzumfrage zum Thema „Folgenabschätzung des Klimawandels für den Kommunalwald“ bei den waldbesitzenden Kommunen und Körperschaften Nordrhein-Westfalens hat der Verband jetzt einen fundierten Lagebricht zusammengestellt. Die zentrale Botschaft aus den Kommunalwäldern lautet: „Neue Bäume für neue, gemischte und klimastabile Wälder!“ Die Kommunen fordern gleichzeitig für den klimagerechten Waldumbau gezielte Förderung von Land und Bund.

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister wollen die heutigen monotonen vom Orkan und Borkenkäfer geschädigten Nadelwälder durchmischen. Sie setzen auf mehr Laubholz mit heimischen Baumarten wie Eiche, Buche, Vogelkirsche oder Bergahorn. Gleichzeitig soll das Baumartenportfolio erweitert und klimaresistentere Nadelhölzer wie Douglasie, Lärche, Küstentanne und auch heute eher noch fremdländische Baumarten wie Mammutbaum, Libanonzeder, Hemlockstanne und Laubhölzer wie Esskastanie, Roteiche, Baumhasel und Tulpenbaum angebaut werden. Für die Wiederbewaldung der Schadflächen nach dem Orkan „Friederike“ und der sich aktuell anbahnenden Borkenkäferkalamität benötigen die Kommunen nach eigenen Angaben im ersten Schritt mindestens 3,5 Millionen neue Pflanzen.

Mit rd. 614.000 Festmeter Sturmholz hat der Orkan „Friederike“ am 18. Januar 2018 die Mitgliedskommunen des Verbandes, die mit 146.000 Hektar rund 75 % der 197.000 Hektar Kommunalwaldfläche in NRW ausmachen, teilweise schwer getroffen. Noch heute beschäftigen sich viele Forstbetriebe mit der Sturmholzaufarbeitung, die erst zu 75 % bewältigt werden konnte. In dieser schwierigen Phase ereilt nun die Forstbetriebe in ganz Nordrhein-Westfalen mit dem Borkenkäfer die nächste Katastrophe. Gerechnet wird bis zum Frühjahr 2019 mit mindestens weiteren rd. 250.000 Festmeter Borkenkäferholz, die dann auf einen mittlerweile überfüllten Holzmarkt in NRW treffen könnten. „Sollten die schlimmsten Prognosen unserer kommunalen Förster zutreffen, so könnte sich die jetzt gemeldete Wiederaufforstungsfläche von über 1.300 Hektar und 250.000 Festmeter Borkenkäferholz im Kommunalwald sehr rasch verdoppeln“, so Halbe und Landsberg.

Waldumbau und Kalamitäten: Finanzieller Ausgleich unverzichtbar
Der Verband hat seine Mitglieder auch gefragt, welche Unterstützung die kommunalen Forstbetriebe durch Land und Bund für erforderlich halten. An die Spitze des Forderungskatalogs stellen die Kommunen die finanzielle Förderung der Pflanzenbeschaffung und der Pflanzungsmaßnahmen im Wald. Vor dem Eindruck der Börkenkäferkalamität sollen auch Maßnahmen zur Borkenkäferbekämpfung wie Holzentrindung, Häckseln oder Lagerung auf anerkannten Lagerplätzen gefördert werden. Mit Blick auf zukünftige Hitze- und Dürreperioden sowie zur Bekämpfung von Waldbränden wird auch die Förderung der Anlage von Feuerlöschteichen für wichtig gehalten. Gleichzeitig sehen die Kommunen aber auch das Land in der Pflicht, die Aufwendungen für die Anlage von kommunalen Holzlagerplätzen mit Zuschüssen für den Grundstücksankauf, Erstausstattung der Beregnungsanlagen und laufenden Betriebskosten zu unterstützen. Dies gilt umso mehr, wenn im Klimawandel die Nadelholzreinbestände auf größerer Fläche absterben sollten und eine Vermarktung des Holzes gestreckt werden muss. Angesichts des aktuellen Holzpreisverfalls werden auch Beihilfen zur Stützung des Holzpreises oder der höheren Holzerntekosten für wirkungsvoll erachtet. Als sinnvoll erscheint gerade auch sehr vielen ländlichen Forstbetrieben ein Verzicht auf Frischholzeinschlag, der allerdings im kommunalen Haushalt zu Lücken im Investitionsplan führen kann. Hierfür halten die Kommunen einen finanziellen Ausgleich durch das Land für unverzichtbar.

Hintergrundinformationen:

Gemeindewaldbesitzerverband – Sprachrohr der kommunalen Waldbesitzerfamilie in NRW
•    Der Gemeindewaldbesitzerverband NRW ist ein Zusammenschluss von 141 waldbesitzenden Kommunen, Gemeindeverbänden und öffentlich-rechtlichen Körperschaften in Nordrhein-Westfalen. Dazu zählt die kleinste Gemeinde Nordrhein-Westfalens, Dahlem in der Eifel und der größte kommunale Waldbesitzer Deutschlands, die Stadt Brilon, der Landesverband Lippe, der RVR Ruhr Grün, viele kleinere und mittlere Gemeinden in den ländlichen Regionen und auch große Städte wie Köln, Düsseldorf und Bundesstadt Bonn. Die Stadt Münster (442 Hektar Stadtwald) ist ebenfalls Mitglied im Gemeindewaldbesitzerverband NRW e.V..

Zahlen und Daten zum Kommunalwald NRW:
•    In NRW gibt es rund 915.000 Hektar Wald, das ist ein knappes Drittel der Landesfläche.
•    Die Waldfläche aller Gemeinden, Gemeindeverbände und öffentlich-rechtlichen Körperschaften in NRW beträgt 196.900 Hektar. Das macht 21 Prozent der Waldfläche im ganzen Land aus. Der Kommunalwald ist damit um ein Drittel größer als der Staatswald NRW.
•    Im Kommunalwald NRW gibt es rd. 12.000 km Forstwege, die auch den Bürgerinnen und Bürgern zur freien Nutzung und kostenlosen Erholung zur Verfügung stehen. Darüber hinaus stehen mehrere Hundert Kilometer Reitwege, Mountainbiking-Strecken und Skiloipen zur Verfügung.
•    Rund 45.000 LKW-Ladungen Holz können pro Jahr im Kommunalwald nachhaltig genutzt werden.

Die größten Stadtwälder in NRW
•    Brilon ist mit 7.750 ha Stadtwald der größte Kommunalwaldbesitzer in NRW und Deutschland.
•    Die Nummer zwei ist die Stadt Warstein mit 4.841 ha Wald. Es folgen Rüthen mit 3.849 ha, Köln mit 3.552 ha, Winterberg mit 3.505 ha und der Stadtwald Bad-Münstereifel mit 3.268 ha.
•    Größte Körperschaftswälder: Landesverband Lippe (15.900 ha) als Rechtsnachfolger des ehemaligen Landes Lippe und Regionalverband Ruhr Grün (RVR) mit 13.500 ha Wald.

Kommunale Forstverwaltungen:
•    Bis 1970 war der größte Teil des Kommunalwaldes in 14 Gemeindeforstämtern organisiert, die sich bis auf das Gemeindeforstamt Willebadessen (Westfalen) und Aachen (Rheinland) aufgelöst haben.
•    Arbeitgeber Kommunalwald: Rund 150 kommunale Förster und Försterinnen arbeiten heute als Beamte oder Angestellte in rund 90 Kommunen auf rund 140.000 Hektar Waldfläche.
•    Rund 36.000 ha Körperschaftswald von ca. 380 Kommunen, Kreisen, Zweck- u. Landschaftsverbänden ist in forstlichen Zusammenschlüssen (meist Forstbetriebsgemeinschaften) organisiert.
•    12 Kommunen mit insgesamt rd. 21.000 ha Wald (Schwerpunkt Eifel und Ostwestfalen) haben einen Betriebsleitungsvertrag, fünf Kommunen mit insgesamt rd. 3.500 ha Wald einen Betriebsleitungs- und Beförsterungsvertrag mit dem Landesbetrieb Wald & Holz NRW.
•    Die 16 Regionalforstämter von Wald und Holz NRW sind für alle Belange des Waldes zuständig. Die Betreuung des Privat- und Kommunalwaldes ist dabei ein deutlicher Schwerpunkt.

Rückfragen an:
Ute Kreienmeier, Stellv. Geschäftsführerin Gemeindewaldbesitzerverband NRW e.V.
Tel.:         0228 – 95 96 227        Mobil:    0171  - 95 33 684 

(Foto: © Michael C. Möller)

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