Die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die sich zu wenig bewegen und ungesund ernähren, nimmt dramatisch zu. Das ist für die persönliche Entwicklung jedes einzelnen Kindes gefährlich, wird aber auch zunehmend zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem. Die Kommunen haben viele Möglichkeiten und Ansätze, wirksam gegenzusteuern. Das beginnt mit der Ernährung im Kindergarten und in den Schulkantinen und setzt sich in einer konsequenten Förderung zum Beispiel von Sportvereinen fort. Dazu gehört auch eine vernünftige Verkehrs- und Wegeplanung, die es auch kleineren Kindern etwa durch durchgängige Radwege ermöglicht, zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Schule zu erreichen. Städte und Gemeinden können den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder zudem auch durch die Gestaltung öffentlicher Bewegungsräume unterstützen. Angebote in kommunalen Grünflächen und öffentlichen Parks können „Bewegungsmuffel“ ebenso animieren, an Bewegungsangeboten teilzunehmen, wie öffentliche Bewegungsparcours. Bei diesen Bewegungsräumen wie generell bei den Sportstätten sollte darauf geachtet werden, dass diese gut erreichbar sind und auch Angebote bereithalten, bei denen Kinder gemeinsam mit ihren Eltern aktiv werden können.
Neben einer guten Sportinfrastruktur – und dazu gehören auch vernünftige Schwimmbäder mit regelmäßigen Schwimmunterrichtsangeboten – ist es allerdings unverzichtbar, auch die Eltern stärker in die Verantwortung zu nehmen. Die Erziehung wie auch die Ernährung ist vorrangige Aufgabe der Eltern und nicht des Staates. Wir sollten nicht immer nur über zusätzliche Elternrechte, etwa eine weitere Partizipation der Eltern bei der Führung von Kindertagesstätten, reden, sondern auch die Elternpflichten in den Blick nehmen. Gemeinsame Mahlzeiten in den Familien werden immer seltener, da Kinder und Erwachsene oft völlig unterschiedliche Tagesstrukturen haben.
Es ist wichtig, dass sich Kommunen, Kitas und Schulen der Thematik annehmen und gesundes Ess- und Bewegungsverhalten erklären, begleiten, stärken und vorleben. Es ist aber auch Aufgabe der Eltern, diese Anregungen in ihren Familienalltag zu integrieren, denn Kinder brauchen Vorbilder. Das fängt beim gesunden, ausgewogenen Essen an, geht weiter über die Erledigung von Einkäufen zu Fuß oder per Rad bis hin zu gemeinsamen Sportveranstaltungen. Nach dem Motto „Kommune in Bewegung“ sollten die Städte und Gemeinden vor Ort gemeinsam mit Eltern, Vereinen, Schulen und auch Kindergärten Konzepte entwickeln, wie man die eigenständige Mobilität und gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen vorantreiben kann. Bestandteil dessen sollte die flächendeckende Etablierung des Konzepts der Bewegungskindergärten sowie die Umsetzung des Ziels sein, Sport und Bewegung fest in den gesamten Schultag zu integrieren – etwa durch Bewegung im Unterricht, Bewegung im Lern- und Lebensraum Schule, bewegte Pausen sowie die bewegungsfördernde Gestaltung der Pausenhöfe. Für derartige Gesamtkonzepte bedarf es natürlich auch der Unterstützung der Länder, die die Kommunen finanziell so ausstatten müssen, dass eine nachhaltige Vereinsförderung und ein konsequenter Ausbau von Sporteinrichtungen möglich sind. Denn letztlich sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass solche Angebote auch wichtige Standortfaktoren im bestehenden Wettbewerb zwischen den Kommunen sind.
Wünschenswert sind natürlich auch Medienpartnerschaften mit den jeweiligen Zeitungen und Radiosendern vor Ort, um die Betroffenen (Eltern, Kinder und die politische Öffentlichkeit) zu erreichen. Vor diesem Hintergrund befürwortet der Deutsche Städte- und Gemeindebund auch entsprechende Aktionstage, die teilweise auch mit Unterstützung der Krankenkassen erfolgreich durchgeführt werden. Ein „Tag der Kinderbewegung“ kann zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit beitragen und ist zugleich eine gute Möglichkeit, lokale Angebote vorzustellen und etwa für Mitgliedschaften in örtlichen Vereinen bzw. bei der freiwilligen Feuerwehr zu werben. Man muss sich allerdings klarmachen, dass die Förderung von Bewegung und gesunder Ernährung ein Dauerprozess sein wird, da die „digitale Jugend von heute“ stark auf das Smartphone und die sozialen Netzwerke konzentriert ist, was regelmäßig mit weniger körperlicher Bewegung verbunden wird. Früher hieß das Netzwerk von Kindern „draußen sein“. Diese Zeit kommt jedoch nicht zurück. Deshalb ist es wichtig, jetzt vor den Gefahren von zu wenig Bewegung zu warnen und aktiv für alternative Angebote zu werben und über die gravierenden Folgen in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht bei zu wenig Bewegung und daraus folgendem Übergewicht zu warnen. Die Affinität der Jugend zum Digitalen lässt sich aber auch nutzbringend einsetzen, indem wir die Entwicklung kreativer Programme unterstützen, die digitale Angebote mit realen Bewegungsformaten fördern.
Wir müssen diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung gemeinsam anpacken, Kinder bei einem gesunden Aufwachsen zu unterstützen und in ihrer Entwicklung zu stärken."
(Ein Statement von DStGB-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerd Landsberg)
Foto v.l.n.r.: AOK-Pressesprecher Dr. Kai Behrens, Prof. Dr. Jutta Mata vom Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie der Universität Mannheim, Jens Martin Hoyer, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender beim AOK-Bundesverband und DStGB-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerd Landsberg. © Stefan Melchior
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