Ein Beitrag von: Franz-Reinhard Habbel und Jonas Wiggers
Dieses Bild spiegelt sich inzwischen überall in Deutschland wider. An historischen Plätzen befinden sich PokéStops und es wird fleißig gejagt. Bedenken, dass die historische Relevanz der Orte verloren oder ersetzt wird, sind jedoch fehl am Platz. Jeder Pokémon-Spieler sieht nicht nur, wie der Ort heißt, sondern bekommt auf einen Klick auch Informationen bezüglich der historischen Bedeutung auf sein Smartphone. Somit wird jungen Leuten durch das Medium Pokémon GO historisches Wissen vermittelt. Es werden Orte bekannt gemacht, die sonst Gefahr liefen, in Vergessenheit zu geraten. Pokémon GO hat zweifelsohne viel Zukunft in sich, doch auf seinem Weg legt der Pokémon-Spieler immer wieder Stopps in der Geschichte ein.
Inzwischen wird Pokémon GO auch von vielen Städten und Gemeinden genutzt. In großen und kleinen Städten und Gemeinden werden Spieler zu sogenannten PokéWalks eingeladen, um zusammen die kleinen Monster zu jagen und dabei die Stadt zu erkunden. In Gardelegen waren bei so einem Lauf über 50 Spieler mit dabei. Teils mit Kinderwagen oder Hund ging es so durch die Straßen. Die Resonanz war durchweg positiv. Es konnte sich ausgetauscht werden, Tipps geteilt und gefangene Pokémon zusammen bejubelt werden. Fast nebenbei haben die Teilnehmer so auch ihre Stadt neu entdeckt. Weit entfernt von der oft lamentierten Realität, in der Smartphone-Nutzer stillschweigend im Bus oder in der Bahn einzeln nebeneinander sitzen und nur auf ihr Handy schauen, hat Pokémon GO einen sozialen Aspekt. Das angekündigte Update, womit Spieler ihre Pokémon tauschen oder direkt gegeneinander antreten lassen können, wird das Soziale an dem Spiel noch weiter befördern.
Auch Winterberg und Düsseldorf haben längst das touristische Potential der App entdeckt. In Düsseldorf wurde eigens für die Jäger eine Brücke gesperrt, damit dort ungestört und vor allem frei von den Gefahren des Stadtverkehrs die virtuellen Wesen gefangen werden können. Das kommt bei den Spielern gut an und wie die Stadt richtig erkannt hat, lassen sich die jungen Touristen so länger in der Stadt halten. Winterberg hat einen anderen Ansatz gewählt. Über speziell zugeschnittene Programme wirbt die Stadt gerade um junge Monster-Jäger. Was den Spielern Spaß macht soll so auch die Lust am Wandern hervorbringen. Während der Spaziergänge werden die PokéStops der Stadt abgelaufen und am Ende gibt es ein Souvenir. Dem Familientourismus wird so neues Leben eingehaucht und Jung und Alt sind begeistert.
Letztlich wusste allen voran die Stadt Basel den Hype für sich zu nutzen. In einem Video, dass inzwischen über drei Millionen mal auf YouTube aufgerufen wurde, rächen sich drei aus dem Spiel stammende Pikachus an Pokémon-Jägern, indem sie Pokébälle auf sie werfen. Die weltweite Aufmerksamkeit, die Basel damit erfahren hat ist einzigartig und verspricht in Zukunft weit mehr Touristen.
Die Beispiele aus Gardelegen, Düsseldorf, Winterberg und Basel zeigen, was für eine große Möglichkeit Pokémon GO für den Stadttourismus bietet. Generell feiern die Städte schon jetzt mehr Besucher. Mit innovativen, witzigen oder durchdachten Konzepten lassen sich diese Zahlen noch steigern. Und ein altes, und teilweise Handys und Computern angelastetes Problem der Pädagogen, nämlich das Kinder nicht mehr draußen spielen, ist damit auch passé. Doch damit nicht genug: Das Prinzip, das hinter Pokémon GO steckt kann kopiert werden. So können die Möglichkeiten der augmented Reality ("Erweiterung der Realitätswahrnehmung") auch genutzt werden, wenn der Hype um die Monster-Jagd verflogen ist.
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(Foto:© pure-life-pictures - Fotolio.com)