Nachfolgend ist das Interview im Wortlaut wiedergegeben:
Das Umweltbundesamt schlägt Alarm wegen deutlich gestiegener Feinstaub-Belastung in den Städten und immer mehr Grenzwertüberschreitungen. Frage: Haben die Kommunen im Kampf gegen Feinstaub und Luftverschmutzung ihre Hausaufgaben nicht gemacht?
Landsberg: Die Kommunen haben ihre Hausaufgaben gemacht und alles Mögliche unternommen, um den Feinstaub in den Städten zu reduzieren. Wir können aber die Städte nicht stilllegen und haben häufig einen Eintrag von Feinstaub aus weit entfernten Industrieanlagen oder Verkehrsknotenpunkten.
Warum bringen Umweltzonen und grüne Schadstoffplaketten nichts?
Landsberg: Die Umweltzonen verursachen viel Bürokratie und Kosten für Bürger und Verwaltungen. Der Effekt ist nicht besonders groß, weil wir die Luftverschmutzung beim Verursacher und Produzenten bekämpfen müssen und das ist eben häufig nicht der örtliche Verkehr.
Das Umweltbundesamt fordert eine Rußfilter-Pflicht für Baufahrzeuge sowie Durchfahrtverbote für Lkw. Sinnvolle Vorschläge?
Landsberg: Es ist richtig, die Motorentechnik bei Dieselfahrzeugen (insbesondere Lkw) zu verbessern und die Abgasnorm Euro-6 schnellstmöglich einzuführen. Durchfahrverbote sind keine Lösung, weil sie auch den notwendigen Lieferverkehr erfassen würden.
Was erwarten Sie jetzt von Bundesregierung und EU-Kommission?
Landsberg: Die EU wie auch Bund und Länder sollten zusätzliche Förderprogramme anbieten, damit die Verkehrsinfrastruktur verbessert werden kann. Umgehungsstraßen und die Ertüchtigung des bestehenden Straßennetzes zur „Verflüssigung“ des Verkehrs wie auch die Einrichtung intelligenter Ampelschaltungen können einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Belastung leisten. Auch ein zügiger Ausbau der Elektromobilität wäre ein Baustein, um die Belastungen zu reduzieren.
Unverzichtbar ist auch, die Finanzgrundlagen für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) endlich zu verbessern. Ein gutes und zuverlässiges Angebot im öffentlichen Nahverkehr ist das beste Mittel gegen Luftverschmutzung.
Insgesamt warnen wir vor übertriebenen Aktionismus. Notwendig sind nachhaltige Konzepte und dauerhafte Förderung, um die Probleme in den Griff zu bekommen.
Die Fragen stellte Rasmus Buchsteiner, Agentur Slangen & Herholz.